CDU-Wahlkampfversprechen zum Rentenalter: Wendehals-Manöver gescheitert
Anja Piel, DGB-Vorstandsmitglied
Statement05. Dezember 2024
Artikel lesenWir Gewerkschaften wollen einen aktiven Sozialstaat. Denn Menschen brauchen nicht weniger, sondern mehr Schutz in Arbeit und Leben.
Bei Krankheit, im Alter, bei Arbeitslosigkeit: Sozialversicherungen sind das Sicherheitsnetz. Wir Gewerkschaften wollen einen aktiven Sozialstaat. Denn Menschen brauchen nicht weniger, sondern mehr Schutz in Arbeit und Leben – und das ist bezahlbar.
Bei Krankheit, im Alter, bei Arbeitslosigkeit: Die Sozialversicherungen sind das Sicherheitsnetz für Beschäftigte. Den Sozialstaat abzubauen, um mehr Geld in andere Bereiche zu stecken, ist der völlig falsche Weg. Menschen brauchen nicht weniger, sondern mehr Schutz in allen Lebensbereichen. Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen. Der Weg in eine klimafreundliche und digitale Zukunft verändert das Leben und das Arbeiten in Deutschland. Viele Menschen haben Sorge, dass es ihnen in Zukunft schlechter geht. Das nutzen Rechtspopulisten und Extremisten aus. Die Menschen brauchen Sicherheit im Wandel. Für uns ist deshalb klar.
Wer Demokratie stärken will, darf nicht die Sozialleistungen runterschrauben:
Konkrete Lösungen finden für die Ängste und Sorgen der Menschen, das muss eine stabile Demokratie.
CDU, FDP und Arbeitgeberverbände erzählen das Märchen von der zu bequemen sozialen Hängematte. Der Sozialstaat sei zu großzügig, das Geld brauche man für Verteidigungsausgaben und um den Handlungsspielraum der Bundesregierung an anderen Stellen zu stärken. Diese Annahmen sind falsch: Deutschland gibt im internationalen Vergleich wenig Geld für soziale Sicherheit aus. Gleichzeitig können viele Beschäftigte von ihrer Arbeit nicht leben, benötigen also staatliche Hilfen. Derzeit sind rund 800.000 Beschäftigte auf soziale Leistungen angewiesen – ihr Lohn reicht nicht, um Miete, Energie und Lebensmittel zu bezahlen.
Deshalb kritisieren wir Gewerkschaften seit Jahren Job-Modelle wie Minijobs, Leiharbeit und Solo-Selbständigkeit, in denen die Beschäftigten nicht oder schlecht sozial abgesichert sind, und nicht genug verdienen. Der Staat – also die ganze Gesellschaft – muss dann finanziell einspringen, um Niedriglöhne aufzustocken. Gleichzeitig entgehen den Sozialversicherungen durch Minijobs, Midijobs, Saisonarbeit und Solo-Selbständigkeit, wie auch durch fehlende Tarifbindung jedes Jahr Milliarden Euro an Beiträgen, weil entweder keine oder nur geringe Krankenkassen-, Renten- und Arbeitslosenbeiträge gezahlt werden.
Auch die Behauptung, dass der deutsche Sozialstaat überdurchschnittlich wächst, ist falsch. Unsere Vorsitzende Yasmin Fahimi stellt klar: "Die Sozialausgaben in Deutschland sind weder im internationalen noch im historischen Vergleich besonders hoch – und zuletzt auch keineswegs stark gewachsen." Das zeigen Daten der Industriestaatenorganisation OECD. Sie vergleicht seit 2002 die Zuwächse bei den Sozialausgaben unter 27 Ländern. Deutschland belegt den drittletzten Platz. Im internationalen Vergleich sind Deutschlands Sozialausgaben deutlich geringer gewachsen als in anderen Industrienationen.
Die Sozialausgaben in Deutschland sind weder im internationalen noch im historischen Vergleich besonders hoch – und zuletzt auch keineswegs stark gewachsen. Schließlich hat Deutschland auch an Bevölkerung und Beschäftigung zugenommen. Ich kann nur davor warnen, in Zeiten des Umbruchs weitere soziale Verwerfungen durch Einsparungsdebatten zu provozieren.
Deutschland braucht dringend Investitionen in die Infrastruktur, die Daseinsvorsorge und die soziale Sicherheit. Die Schuldenbremse ist eine Innovationsbremse. Sie verhindert notwendige Investitionen, die unser Land handlungsfähig machen. Jeder Euro, der jetzt investiert wird, führt morgen zu mehr Wohlstand Der Staat muss jetzt endlich in seine Infrastruktur und Daseinsvorsorge investieren, anstatt weiter von der Substanz zu leben, damit den Wohlstand von morgen zu riskieren und die Versorgung bei Krankheit, Pflege und im Alter zu gefährden. Er soll endlich der Empfehlung des Sachverständigenrats folgen und die Schuldenbremse reformieren, fordert unsere Vorsitzende Yasmin Fahimi.
Ein guter Sozialstaat muss gerecht finanziert werden. Es geht um die gerechte Verteilung von Wohlstand und Lasten. Wir brauchen eine Vermögensteuer für Superreiche und eine Steuer auf sehr große Erbschaften. Der DGB hat dazu ein Steuerkonzept entwickelt. FDP und CDU/CSU scheuen die Debatte über eine neue Vermögen- und Erbschaftssteuer. Die Vermögensteuer ist vor fast 27 Jahren ausgesetzt worden, weil das damalige Gesetz teilweise verfassungswidrig war. An sich ist eine Vermögensteuer jedoch keinesfalls verfassungswidrig – im Gegenteil, ihre Erhebung kann sogar geboten sein. Das belegt auch ein Rechtsgutachten im Auftrag der Hans Böckler-Stiftung.
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