Chemie-Tarifrunde 2024: Regionale Verhandlungsrunden gestartet
Die regionalen Tarifverhandlungen für die bundesweit 585.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen Industrie sind gestartet. Den Anfang machte am 15. April Rheinland-Pfalz. Danach folgten die Verhandlungsgebiete Nordrhein und Hessen. Die ersten Verhandlungen sind jeweils ohne Ergebnis geblieben.
Erst nach Abschluss der letzten regionalen Tarifverhandlung am 26. April im Saarland wird entschieden, ob die regionalen Tarifkommissionen weiterverhandeln oder das Mandat für weitere Verhandlungen an die Bundestarifkommission übertragen wird
Die nächsten Verhandlungen im Überblick
- 23. April Nord
- 23. April Westfalen
- 24. April Baden-Württemberg
- 25. April Bayern
- 25. April Ost / Berlin-West
- 26. April Saarland.
Die IGBCE fordert eine Erhöhung der Entgelte um 7 Prozent, tarifliche Regelungen für Wertschätzung und Besserstellung von IGBCE-Mitgliedern und eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags.
Zum Überblick der Tarifrunde der IGBCE
Schlichterspruch im Bauhauptgewerbe: 250 Euro plus 4,15 Prozent mehr Geld
Nach 3 ergebnislosen Verhandlungsrunden für die circa 930.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe ging es in die Schlichtung. Am 19. April 2024 hat der Schlichter Professor Dr. Rainer Schlegel einen Schlichterspruch gefällt.
Demnach werden die Einkommen um 250 Euro pro Monat zum 1. Mai 2024 erhöht, 11 Monate später kommen noch einmal 4,15 Prozent im Westen und 4,95 Prozent im Osten dazu. Die Laufzeit beträgt insgesamt 2 Jahre. Die Ausbildungsvergütung im ersten Lehrjahr soll in Ost wie West 1.080 Euro betragen, die anderen Lehrjahre werden ähnlich angehoben. Die Verhandlungskommission der IG BAU hat dem Vorschlag zugestimmt und empfiehlt der Bundestarifkommission, sich dem Votum anzuschließen.
Die Schlichtungskommission der Arbeitgeber hat den Spruch abgelehnt. Die entsprechenden Gremien der Bauunternehmen könnten dem Vorschlag innerhalb der nächsten 14 Tage noch zustimmen. "Sollten Sie dies nicht tun, dann ist natürlich Arbeitskampf angesagt. Die Stimmung unter den Baubeschäftigten ist hochexplosiv", sagt der IG BAU-Vorsitzende Robert Feiger.
Tarifrunde Deutsche Telekom: ver.di weitet Warnstreiks aus
Anlässlich der 2. Verhandlung in der Tarifrunde für die Beschäftigten der Deutschen Telekom hatte ver.di zu Streiks aufgerufen. Daran haben sich in der letzten Woche bundesweit 12.000 Kolleg*innen beteiligt. Um ihren Forderungen weiter Nachdruck zu verleihen, will die Gewerkschaft ihre Warnstreiks in dieser Woche ausweiten.
ver.di fordert für die bundesweit rund 70.000 Tarifbeschäftigten eine Entgeltsteigerung von 12 Prozent, mindestens aber um 400 Euro pro Monat, bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von 12 Monaten. Die Ausbildungsvergütungen sowie die Entgelte der dual Studierenden sollen um monatlich 185 Euro erhöht werden.
Die Tarifverhandlungen werden am 29./30. April 2024 fortgesetzt.
Tarifrunde Postbank: Auch die 4. Verhandlungsrunde bringt keine Einigung
Auch die 4. Verhandlungsrunde für die 12.000 Beschäftigten der Postbank zwischen ver.di und der Deutschen Bank AG ist am 16. April 2024 ohne Ergebnis geblieben. "Nach den Warnstreiks der letzten Wochen ist zwar weiter Bewegung in die Verhandlungen gekommen, insbesondere beim Thema Gehalt liegen die Positionen aber noch weit auseinander", sagte ver.di-Verhandlungsführer Jan Duscheck zum Verlauf der Verhandlungen.
Das Angebot der Arbeitgeber sieht nun 6,4 Prozent in der 1. Stufe und 3,6 Prozent in der 2. Stufe bei 4 Nullmonaten und einer Gesamtlaufzeit von 27 Monaten vor. Ver.di fordert bei einer Laufzeit von 12 Monaten 15,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens 600 Euro und die Verlängerung des Kündigungsschutzes bis zum 31. Dezember 2028.
Die Gewerkschaft hat nun die Einleitung einer Urabstimmung beschlossen. Bis zum 3. Mai 2024 stimmen die ver.di-Mitglieder über die Durchführung von unbefristeten Erzwingungsstreiks ab. Für die Dauer der Urabstimmung wird ver.di auf weitere Warnstreiks verzichten. Die Tarifvertragsparteien haben sich zudem für den 30. April auf eine 5. Verhandlungsrunde geeinigt.
Tarifrunde Druckindustrie: 3. Verhandlungsrunde ohne Ergebnis
Auch die bereits 3. Verhandlungsrunde für die rund 110.000 Beschäftigten in der Druckindustrie zwischen der Gewerkschaft ver.di und dem Bundesverband Druck und Medien (BVDM) ist am 16. April 2024 ohne Ergebnis beendet worden.
ver.di fordert 12 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die Arbeitgeber lehnen die Gewerkschaftsforderung strikt ab. Die Arbeitgeber bieten nur 2 Prozent zum 1. Juni 2024 und zum 1. Juni 2025 ein weiteres Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten.
Die 4. Verhandlungsrunde findet am 7. Mai 2024 statt.
Obst- und Gemüseindustrie Baden-Württemberg: Abschluss erzielt
Nach vorangegangenen Warnstreiks in den Betrieben der obst- und gemüseverarbeitenden Industrie haben sich die Tarifvertragsparteien auf einen Tarifabschluss für die rund 3.000 Beschäftigten geeinigt.
Die Entgelte erhöhen sich ab dem 1. Juli 2024 um 7,5 Prozent. Eine weitere Steigerung um 2,5 Prozent wird es ab 1. Januar 2025 geben. Die Ausbildungsvergütungen steigen rückwirkend zum 1. März 2024 um 10 Prozent. Zusätzlich kommt im Mai und im Juni 2024 eine Inflationsausgleichsprämie von jeweils netto 500 Euro zur Auszahlung. Teilzeitkräfte erhalten diese anteilig, Azubis erhalten im Mai und Juni 2024 jeweils 300 Euro.
Der Tarifvertrag läuft bis zum 30. April 2025.
Tarifvertrag bei Airbus erzielt
Nach 6-monatigen Tarifverhandlungen haben sich die IG Metall und Airbus auf eine grundlegende Weiterentwicklung von Instrumenten zur Flexibilisierung und Beschäftigungssicherung für alle deutschen Standorte geeinigt. So wird der Tarifvertrag zum zukünftigen industriellen Konzept von Airbus aus dem Jahr 2022, der Beschäftigungs- und Standortsicherungen enthält, passgenau ergänzt. Die neuen Regelungen gelten bis Ende 2030.
Der Einsatz von Leiharbeit bei Airbus wird mehr als bisher begrenzt und gestaltet. Die Leiharbeitsquote wird von aktuell 13 Prozent schrittweise auf bis 10 Prozent ab dem Jahr 2028 gesenkt. Die maximale Überlassungsdauer einzelner Beschäftigter ist zugleich auf 36 Monate festgeschrieben. Danach muss der oder die Leihbeschäftigte unbefristet übernommen oder der Einsatz beendet werden. Die Beschäftigten haben damit eine klare Perspektive.
IG Metall-Mitglieder in Leiharbeit erhalten nun zudem schon ab dem 3. Einsatzmonat Equal Pay. Nicht-Mitglieder erhalten Equal Pay weiterhin erst ab dem 6. Monat im Einsatz. Außerdem werden die Leiharbeits-Einsatzzeiten im Falle der Übernahme in eine Festanstellung bei Airbus für tarifliche Leistungen wie betriebliche Sonderzahlungen (Weihnachtsgeld), Transformationsgeld oder tarifliches Zusatzgeld anerkannt.
Tarifrunde Textilindustrie: IG Metall fordert 8,5 Prozent mehr Geld
Die IG Metall hat die Forderungen für die 8.000 Beschäftigten in der ostdeutschen Textilindustrie aufgestellt. Sie fordert 8,5 Prozent mehr Geld für eine Dauer von 12 Monaten, eine Erhöhung von Weihnachts- und Urlaubsgeld auf 100 Prozent, eine soziale Komponente, die Fortführung der Altersteilzeitregelung sowie mehr Geld für die Auszubildenden.
Am 8. Mai 2024 starten die Verhandlungen mit den Arbeitgebern. Am 1. Juni 2024 endet die Friedenspflicht. Danach sind Warnstreiks möglich.
Mehr Geld in der Technischen Gebäudeausrüstung in Hessen
Der IG Metall Bezirk Mitte und der Industrieverband Technische Gebäudeausrüstung und Umwelttechnik Hessen haben ein Tarifergebnis für die Beschäftigten der Technischen Gebäudeausrüstung in Hessen erzielt. Die Löhne und Gehälter steigen ab dem 1. September 2024 um 6,5 Prozent. Die Ausbildungsvergütungen steigen zum gleichen Zeitpunkt im Schnitt um 80 Euro und betragen dann:
- im 1. Ausbildungsjahr: 1.000 Euro
- im 2. Ausbildungsjahr: 1.060 Euro
- im 3. Ausbildungsjahr: 1.115 Euro
- im 4. Ausbildungsjahr: 1.200 Euro
Alle Beschäftigten erhalten eine Inflationsausgleichsprämie (IAP) in Höhe von 3.000 Euro. Diese wird spätestens bis zum 30. November 2024 ausbezahlt. Auszubildende erhalten 1.500 Euro.
Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. August 2025.
Schrott- und Recyclingfirma SRW: Beschäftigte seit 160 Tagen im Streit
Bereits seit über 160 Tagen streiken die Beschäftigten der Schrott- und Recyclingfirma SRW Metalfloat in Espenhain. Sie wollen endlich einen Tarifvertrag sowie 8 Prozent mehr Geld, jeweils 1.500 Euro Urlaubs- und Weihnachtsgeld und eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 38 Stunden. Bisher verdienen die Arbeiter*innen nur etwas mehr als den Mindestlohn – für ihre harte Arbeit in Blechcontainern, in denen sie den Metallschrott sortieren.
Doch seit Monaten weigert sich der Arbeitgeber hartnäckig, über eine erstmalige Tarifbindung zu verhandeln. Die SRW Metalfloat ist eine 100-prozentige Tochter der Scholz Recycling GmbH, die wiederum zum chinesischen Chiho-Konzern gehört. Das erschwert Verhandlungen extrem.
Die Beschäftigten haben nun ihrem Arbeitgeber einen Tarifvertrag zugestellt. Sie fordern: Der Arbeitgeber muss seine Blockade endlich aufgeben und an den Verhandlungstisch kommen. Sie laden den Arbeitgeber ein, den zugestellten Tarifvertrag zu unterschreiben, den Arbeitskampf damit zu beenden und einen Neustart der gemeinsamen Arbeitsbeziehung einzuleiten.
Steine- und Erden-Industrie Hessen: Forderungen beschlossen
Am 17. Mai starten die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten in der Steine- und Erden-Industrie Hessen. Die IG BAU fordert für die Arbeiter*innen 8 Prozent mehr Geld, 100 Euro höhere Ausbildungsvergütungen. Die Tariflaufzeit soll 12 Monate betragen.
Sand-Kies-Mörtel-Transport-Naturstein-Industrie Ost: Forderungen beschlossen
Die IG BAU hat die Forderungen für die anstehenden Tarifverhandlungen 2024 aufgestellt. Sie fordert mindestens 2,50 Euro pro Stunde mehr für alle Beschäftigten, eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen und den Einstieg in die Arbeitszeitverkürzung zur 38-Stunden-Woche. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 12 Monate betragen.