Wer an Steueroasen denkt, denkt meist an mehr oder weniger kleine Staaten in Übersee – wie die Cayman Inseln, Barbados oder jüngst Panama. Doch auch europäische Staaten werden von vielen Organisationen auf Steueroasen-Listen geführt.
Die Grafik zeigt, welche europäischen Länder und Territorien wie oft auf Listen oder in Untersuchungen verschiedener Organisationen auftauchen, die sie als so genannte Steueroasen oder als "Schattenfinanz-Plätze" identifizieren. Ganz vorn liegen die britischen Kanalinseln Jersey und Guernsey (inklusive der Inseln Alderney und Sark). Die Inseln wurden laut einem Zusatzprotokoll beim Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Gemeinschaft (EG) 1973 nicht teil der EG, sind damit auch heute kein Teil der EU, gehören aber zum EU-Zollgebiet. Allein auf diesen vier kleinen Inseln sind rund 100 Finanzinstitute und rund 350 Versicherungsunternehmen gemeldet – bei gerade einmal 166.000 EinwohnerInnen.
Die Grafik basiert auf einer Liste aus einer DGB-Stellungnahme zum geplanten Gesetz gegen Steuerumgehung. Der DGB schlägt darin zum Beispiel vor:
"(...) der Gesetzgeber sollte sich wenigstens auf eine Liste mit Staaten verständigen, die nach vielfacher und wissenschaftlich begründeter Überzeugung immer noch als Steueroasen bzw. Schattenfinanzplätze gelten müssen."
Der DGB hat zum Referentenentwurf des Bundesfinanzministeriums "Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung der Steuerumgehung und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften" Stellung genommen. Die Stellungnahme bezieht sich im Folgenden nur auf Artikel 1 des Gesetzentwurfes und, soweit im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur Bekämpfung der Steuerumgehung erforderlich, auf Artikel 4. Insbesondere die den Urteilen des Europäischen Gerichtshofes vom 24. Februar 2015, vom 4. September 2014 sowie vom 8. Juni 2016 folgenden Rechtsanpassungen bleiben unkommentiert.