Die Bundesregierung hat heute den Berufsbildungsbericht 2022 beschlossen und veröffentlicht. Ein Grund zum Aufatmen bietet er aus Sicht des DGB nicht. „Der Ausbildungsmarkt leidet weiter unter den Corona-Folgen und unter strukturellen Problemen. Die Zahl neuer Ausbildungsverträge ist noch weit unter dem Niveau vor Corona. Es muss jetzt um jeden Ausbildungsplatz gekämpft werden, damit die Erholung keine Eintagsfliege bleibt“, kommentiert die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack.
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Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist nach einem historischen Tiefststand um 1,2 Prozent auf 473.100 gestiegen. Doch die Gefahr eines dauerhaften Substanzverlusts ist nicht gebannt, wenn sich die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Zukunft nicht wieder massiv erhöht.
Im Jahr 2021 ist die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze auf 63.200 gestiegen. Diese Zahl muss aber im Verhältnis zu den 67.800 jungen Menschen betrachtet werden, die als unversorgten Bewerber*innen und als Bewerber*innen, die ihren Vermittlungswunsch aufrechterhalten haben, in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit geführt werden. Hinzu kommen außerdem 20.400 junge Menschen, für die kein Vermittlungsauftrag mehr besteht, die sich aber arbeitssuchend gemeldet haben. Auch im Jahr 2021 sind 228.100 junge Menschen im Übergangssystem gelandet, das zu keinem Ausbildungsabschluss führt.
„Nach wie vor wird viel Potenzial am Übergang zwischen Schule und Ausbildung verschenkt. Trotz des viel beklagten Fachkräftemangels finden nur 2 von 3 Ausbildungsinteressierte den Weg in die Ausbildung“, fasst Elke Hannack zusammen.
Die Vertragslösungsquote für das Berichtsjahr 2020 hat sich leicht verbessert und liegt bei 25,1 Prozent. Demgegenüber fällt die Erfolgsquote bei Abschlussprüfungen mit 92,3 Prozent nur ein wenig schlechter aus.
Darin zeigt sich, dass die schwierige Situation nach Beginn der Corona-Krise von Berufsschulen, Auszubildenden und zuständigen Stellen überwiegend gut gemeistert werden konnte. Die Auswirkungen der Lockdowns ab Herbst 2020 bleiben damit aber unberücksichtigt. Deshalb ist es für eine abschließende Bewertung noch zu früh.
Für das Jahr 2020 weist der Berufsbildungsbericht erneut einen Anstieg junger Erwachsener zwischen 20 und 34 Jahren ohne Berufsabschluss aus. Ihre Zahl beträgt mittlerweile 2,32 Mio. Der kontinuierliche Anstieg ist auch eine direkte Folge der strukturellen Probleme am Ausbildungsmarkt.
Der DGB fordert angesichts dieser strukturellen Probleme die Einführung einer umlagefinanzierten Ausbildungsgarantie, ein systematisches Management am Übergang zwischen Schule und Beruf sowie eine Stärkung der Berufsschulen.
Ausführliche Stellungnahme des DGB zum Berufsbildungsbericht: