2015 war das 125. Jubiläum des 1. Mai als "Tag der Arbeit". Und seit nun mehr als 125 Jahren fotografieren, zeichnen und illustrieren Menschen, wie sie sich an diesem Tag für Gute Arbeit, Gerechtigkeit und Solidarität stark machen: Unser Fotoalbum zu 125 Jahren Tag der Arbeit.
Wir haben Bürgerinnen und Bürger, Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland aufgerufen, uns ihre Fotos, Plakate, Zeichnungen und Erinnerungen aus diesen 125 Jahren zuzuschicken. Die Resonanz war groß – wir bedanken uns bei allen, die teilgenommen haben und zeigen hier eine bunte Auswahl.
Friedrich-Ebert-Stiftung
Sara Erdmann
Maimarken waren ab dem 19. bis ins 20. Jahrhundert Spendenmarken, mit denen Partei- und Gewerkschaftsmitglieder die Maifeiern finanzierten und die sie an dafür vorgesehene Stellen für Sondermarken in ihre Beitrags- und Mitgliedsbücher kleben konnten.
Schon im ersten Jahr der Maikundgebungen in Deutschland, 1890, wurde eine Maizeitung herausgegeben (erstes Foto der folgenden Bildergalerie). Die "Denkschrift zur Achtstundenbewegung" nimmt mit ihrem Titel Bezug auf eine alte Kernforderung der damaligen Arbeiterbewegung: die Einführung eines Acht-Stunden-Tags. Das Gedicht auf der Titelseite der Zeitung endet mit den Zeilen:
"Es soll heute fallen kein Hammerschlag;
Das Räderwerk stille soll steh'n;
Denn das ist der herrlichste Feiertag;
Den jemals die Erde geseh'n".
"Maiporto": Jubiläen der Maifeiern schafften es auch auf Sondermarken der Deutschen Post. Eine der größten Maikundgebungen aller Zeiten fand übrigens 1928 auf der Treptower Festwiese in Berlin statt – mit weit über Hunderttausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Und eine heute vielleicht skurril anmutende Forderung erhob in den 1920er Jahren der "Zentralverband der Handlungsgehilfen" (damals die "Einzelhandelsgewerkschaft"): "Gönnen Sie den Handelsangestellten Licht - Luft - Sonne! Besorgen Sie Ihre Einkäufe nur wochentags vor sieben Uhr. Nie Sonntags."
Besonders gut in Bildern dokumentiert ist die Geschichte des 1. Mai in Cuxhaven. Dort hat die frühere Kreisverwaltung der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV, heute in verdi aufgegangen) bis in die 1990er Jahre hinein Fotos vom Tag der Arbeit in der Region gesammelt. Die Bilder zeigen: Maifeste waren gesellschaftliche Ereignisse, an denen diverse Gruppen teilnahmen – von Sport-, über Fahrrad- bis zu Musikvereinen, von Bergarbeitern bis zu Beschäftigten der Hochseefischerei.
Bis ins frühe 20. Jahrhundert gaben die Gewerkschaften in vielen Orten Postkarten als Andenken an die jährliche Maikundgebung heraus: Hier einige Exemplare, vor allem aus Leipzig.
DGB / ver.di
Heidemarie Brader-Thomasen
Die freien deutschen Gewerkschaften waren eines der ersten Ziele nationalsozialistischer Gewalt nach der Machtergreifung. Bereits am 2. Mai 1933 stürmten SA und SS die Gewerkschaftshäuser des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB), führten Verhaftungen durch und beschlagnahmten Häuser und Inventar. Die Gewerkschaften wurden "gleichgeschaltet", viele Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter wurden in der Zeit bis 1945 von den Nazis ermordet. Der erste Mai war unter den Nazis zwar gesetzlicher Feiertag, der aber als Propaganda-Veranstaltung für die NSDAP und die mit der Partei verbundene Deutsche Arbeitsfront (DAF) missbraucht wurde:
Die Themen, aber auch der Stil der Maikundgebungen wandelten sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder: War es noch bis in die 1950er Jahre hinein selbstverständlich, im besten Sonntagsanzug oder -kleid zur Maifeier zu gehen, wurde die Kleidung im Laufe der Zeit legerer. Und forderte man Anfang der 1950er Jahre noch "Die Anpassung der Löhne an die Preise", kam in den 1970er Jahren die Gewerkschaftsjugend bereits mit Forderungen nach "18 Tagen Bildungsurlaub" zum 1. Mai – und in den 1980er Jahren war Arbeitszeitverkürzung als Instrument gegen zunehmende Arbeitslosigkeit eines der zentralen Themen.
Die Galerie zeigt keine vollständige oder chronologische Auswahl der Maiplakate. Mehr Maiplakate – chronologisch geordnet "von damals bis heute" – gibt's hier.
Ingrid Papenhagen
ver.di-Mitglied Ingrid Papenhagen und IG-BAU-Mitglied Heinz-Peter Mohn aus Rostock haben uns dieses Foto (oben) vom 1. Mai in Rostock (1952 oder 1953) zur Verfügung gestellt. In der ersten Fußgruppe: Klassenkameraden von Frau Papenhagen (Einschulungsjahrgang 1946). In der DDR war der 1. Mai als "Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus" ein zentraler Feiertag des sozialistischen Staates. Allerdings war der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) der DDR keine unabhängige Organisation der ArbeitnehmerInnen, sondern eine Massenorganisation der herrschenden SED. Nach dem Ende der DDR löste sich der FDGB im September 1990 auf. Die FDGB-Gewerkschaften traten anschließend den DGB-Gewerkschaften bei.
Zwischen 1998 und 2005 fand regelmäßig am 1. Mai in Schwerin die Jobparade gegen Ausbildungsplatzmangel, Jugendarbeitslosigkeit und Abwanderung statt. Veranstalter war die DGB-Jugend. Die letzte Jobparade in Schwerin war 2005, 2006 veranstaltete der DGB am 1. Mai eine Großdemo gegen Rechtsextremismus im Stil der Jobparade in Rostock. Rund 50.000 junge Menschen nahmen jedes Jahr an der Jobparade teil. Mehrere Jahre lang war diese Veranstaltung der Gewerkschaftsjugend offizielle "Pre-Parade" der Love Parade in Berlin.