Die DGB-Bundesfrauenkonferenz hat einstimmig eine Resolution verabschiedet, in der die kommende Bundesregierung aufgefordert wird, das Versprechen des Grundgesetzes auf Gleichberechtigung einzulösen: "Gleichberechtigung ist ein Grundrecht und nicht verhandelbar!"
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Der komplette Resolutionstext
Mit mehr als zwei Millionen weiblichen Mitgliedern sind die Gewerkschaften im DGB die größte Interessenvertretung erwerbstätiger Frauen in Deutschland. Wir arbeiten in unterschiedlichen Berufen und bringen unsere Erfahrungen in die Gewerkschaftsarbeit ein. Viele von uns erziehen Kinder, pflegen Angehörige und stemmen täglich Familienarbeit. Viele von uns mussten deswegen ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen oder reduzieren. Zahlreiche Kolleginnen engagieren sich in den und außerhalb der Gewerkschaften ehrenamtlich. Einige konnten in Führungsfunktionen aufsteigen; andere profitieren vom gesetzlichen Mindestlohn.
Wir wissen, welche Hürden Frauen meistern müssen, wenn die Bezahlung nicht stimmt, die Arbeitszeit nicht zum Leben passt, die gläserne Decke den Aufstieg verhindert. Wir sind ihr Sprachrohr!
Ob alt oder jung, mit oder ohne Migrationshintergrund, aus West- oder Ostdeutschland, uns alle eint der Kampf für die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern, die das Grundgesetz verspricht. Die gleichberechtigte Teilhabe im Erwerbsleben, gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit sind das einende Ziel der gewerkschaftlichen Frauenbewegung.
Wir Frauen im Deutschen Gewerkschaftsbund setzen uns dafür ein, dass Frauen die gleichen Chancen haben auf ein selbstbestimmtes Leben in wirtschaftlicher Unabhängigkeit wie Männer! Wo Frauen diese Chancen vorenthalten werden, sind wir aktiv – mit unseren Forderungen an die Gesetzgeber in Bund und Ländern und mit konkreten Vorschlägen in den Betrieben und Dienststellen. Wir kämpfen für Entgeltgleichheit und für mehr Frauen in Führungsverantwortung.
Wir Frauen im Deutschen Gewerkschaftsbund setzen uns dafür ein, dass Frauen und Männer gleichermaßen Erwerbs- und Sorgearbeit leisten! Beschäftigte, die Arbeit und Verantwortung in der Familie und damit wichtige, gesellschaftlich unverzichtbare Aufgaben übernehmen, verdienen bessere finanzielle und strukturelle Unterstützung. Wir streben eine Umverteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern an. Denn für eine privilegierte Stellung des Mannes ist in einer modernen Gesellschaft kein Platz.
Wir Frauen im Deutschen Gewerkschaftsbund sind im ständigen Dialog mit den unterschiedlichsten Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft und leisten Überzeugungsarbeit an vielen Stellen. Wir schmieden Bündnisse mit Gleichgesinnten und gewinnen neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Gleichzeitig respektieren wir andere Meinungen – selbst dann, wenn wir sie für falsch halten. Aber wir werden nicht zulassen, dass unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit rechtspopulistische, rassistische, fremdenfeindliche, sexistische oder chauvinistische Äußerungen salonfähig gemacht werden. Meinungsfreiheit endet, wo Diskriminierung beginnt.
Wir Frauen im Deutschen Gewerkschaftsbund werden nicht zulassen, dass durch die Verunglimpfung von Genderpolitik gleichstellungspolitische Rückschritte eingeläutet werden. Einem rückwärtsgewandten Frauen- und Familienbild setzen wir eine moderne Gleichstellungspolitik und einen zeitgemäßen Familienbegriff entgegen. Rechten Ideologien, die Ressentiments bedienen und die Frauen aus dem Erwerbsleben verdrängen wollen, treten wir entschieden entgegen. Rechtsextremes Gedankengut und antifeministische Einstellungen haben in einer demokratischen Gesellschaft nichts verloren.
Mit Nachdruck verteidigen wir unsere politischen Ziele gegen den kalten Wind von rechts. Die neue Bundesregierung fordern wir auf, das Versprechen des Grundgesetzes einzulösen: „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung des Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ Gleichberechtigung ist ein Grundrecht und nicht verhandelbar!
Resolution der 19. Ordentlichen Bundesfrauenkonferenz des DGB