NGG ruft zu 48-Stunden-Streik bei Lieferando auf

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Die Gewerkschaft NGG hat Lieferando-Fahrer in Köln, Leverkusen, Bonn zu einem 2-tägigen Streik aufgerufen. Zuletzt sind die Beschäftigten in weiteren deutschen
Großstädten in den Ausstand getreten, darunter Dortmund, Hamburg und Hannover.

Protest gegen Massenentlassungen

Der Streik richtet sich gegen die angekündigte Entlassung von bis zu 2.000 Festangestellten bis Ende des Jahres. Lieferando will seine Flotte um 20 Prozent reduzieren und die Auslieferung verstärkt an lokale Subunternehmen auslagern. Marc Kissinger, NGG-Geschäftsführer der Region Köln, warnt vor längeren Wartezeiten für Kunden.

Gewerkschaft fordert faire Löhne und Tarifverträge

Die NGG kämpft seit langem für einen Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde für Lieferando-Beschäftigte. Derzeit verdienen die rund 9.000 Festangestellten in Deutschland nur den gesetzlichen Mindestlohn von 12,82 Euro. Hinzu kommen Bonuszahlungen von 25 Cent bis zwei Euro pro Lieferung, die jedoch hauptsächlich Vollzeit- und Teilzeitkräfte erreichen.

Kritik an gefährlichem Anreizsystem

Das Bonussystem sorgt laut NGG für Gefahren im Straßenverkehr, da Kuriere zu schnell fahren oder rote Ampeln überfahren, um mehr Lieferungen zu schaffen. Die Gewerkschaft fordert zusätzlich Nacht- und Kilometerzuschläge sowie besseren Versicherungsschutz.

Unternehmen verweigert Verhandlungen

Lieferando lehnt Gespräche mit der NGG kategorisch ab. Das Unternehmen argumentiert, bereits eine Ausnahmestellung in der Branche einzunehmen, da es Direkteinstellungen etabliert habe. Ein Tarifvertrag würde die Wettbewerbsunterschiede zu anderen Anbietern wie Wolt verschärfen.

Besonders betroffene Regionen

In der Region Köln sind etwa 370 Beschäftigte fest angestellt, in Bonn 125 und in Leverkusen über 20. Erste E-Mails an Mitarbeitende deuten darauf hin, dass die Standorte Bonn und Leverkusen geschlossen werden sollen. Die Auslieferung würde dann komplett über Subunternehmer erfolgen.

Warnung vor Scheinselbstständigkeit

Semih Yalcin, Gesamtbetriebsratsmitglied aus Köln, kritisiert, dass gezielt migrantische Arbeitskräfte eingestellt werden, die ihre Rechte nicht kennen. Die NGG warnt vor einem "System aus Scheinselbstständigkeit, Abhängigkeit und Ausbeutung" durch die Auslagerung an Subunternehmen.

EU-Richtlinie als Hintergrund

Die geplanten Entlassungen stehen im Zusammenhang mit der EU-Plattformrichtlinie, die bis 2026 umgesetzt werden soll. Diese würde Plattformunternehmen stärker in die Verantwortung für ihre Beschäftigten nehmen. Die NGG vermutet, dass Lieferando dieser Regelung durch die Auslagerung an Subunternehmer ausweichen will.

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