Die 2. Tarifverhandlung in der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie ist am Freitag in Düsseldorf nach knapp 3 Stunden ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Die Arbeitgeber haben ein Angebot vorgelegt, das die IG Metall als völlig unzureichend zurückgewiesen hat. Vorgesehen sind zum 1. Januar 2026 und zum 1. Juni 2026 jeweils Einmalzahlungen von 250 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Eine dauerhafte Erhöhung der Entgelte ist nicht enthalten.
IG Metall kritisiert Nullrunde und setzt Ultimatum
Der Verhandlungsführer und Bezirksleiter der IG Metall Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler, bewertet das Angebot als inakzeptabel für die Sicherung der Reallöhne. Er erklärt, die IG Metall habe in dieser Tarifrunde mit ihrer Forderung neue Wege beschritten und die Hand zu einem fairen Kompromiss ausgestreckt. Da die Arbeitgeber diese Chance nicht ergriffen haben, erwartet die IG Metall für Dienstag ein deutlich verbessertes Angebot mit einer prozentualen Erhöhung. Bleibt dies aus, beginnen ab 1. Oktober Warnstreiks.
Fokus auf Beschäftigung, Reallöhne und Fachkräftesicherung
Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage hat die IG Metall bewusst auf eine prozentuale Entgeltforderung verzichtet. Im Mittelpunkt stehen stattdessen eine Garantie der Reallöhne sowie der Beschäftigung. Giesler betont, dass Stahl weiterhin in Deutschland produziert werden soll und gute sowie sichere Arbeitsbedingungen gesichert werden müssen. Er verweist auf den Vertrauensvorschuss der Beschäftigten und fordert die Sozialpartner auf, Verantwortung für schnelle und faire Lösungen zu übernehmen. Die Arbeitgeber hatten in der ersten Runde ein entsprechendes Angebot angekündigt, dieses Versprechen aber bislang nicht eingelöst.
Nächste Verhandlungen im Osten
Die Tarifgespräche werden am Montag mit der zweiten Runde in der ostdeutschen Stahlindustrie fortgesetzt. Jan Otto, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen, unterstreicht das gemeinsame Interesse an der Sicherung von Beschäftigung, Reallöhnen und Fachkräften. Er fordert zugleich politisches Handeln. Von der Bundesregierung erwartet die IG Metall einen zügig umgesetzten Industriestrompreis zur Entlastung der Stahlunternehmen bei den Energiekosten sowie erhebliche Investitionen in die Infrastruktur aus dem Sondervermögen.
Zeitplan, Geltungsbereich und Friedenspflicht
Für die nordwestdeutsche Stahlindustrie verhandelt die IG Metall für rund 60.000 Beschäftigte. In der ostdeutschen Stahlindustrie sind rund 8.000 Beschäftigte betroffen. Die Friedenspflicht endet am 30. September um 24 Uhr. In der saarländischen Stahlindustrie beginnen die Tarifverhandlungen im November.