Die Zahl der Überstunden in Deutschland ist weiterhin extrem hoch. Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), erklärt, was das für Folgen hat – und was dagegen getan werden muss.
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Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beziffert die Zahl der Überstunden in Deutschland mit 1,7 Milliarden – 941 Millionen davon ohne finanzielle Entschädigung.
Auch der aktuelle Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes nennt eine Zahl von 828,7 Millionen Stunden – das hat die Bundesregierung jetzt auf eine "Kleine Anfrage" der Linksfraktion im Bundestag bekanntgegeben. Keine Frage also: Die Zahl der Überstunden in Deutschland ist extrem hoch.
"Überstunden auch in Verbindung mit Arbeitszeitkonten belasten die Beschäftigten, erhöhen die Unfallrisiken und verhindern Neueinstellungen. Die Reduzierung von Überstunden hat deswegen für die Gewerkschaften und die Betriebsräte hohe Priorität", sagt DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach.
"Es ist ein Skandal, dass fast eine Milliarde Arbeitsstunden nicht bezahlt werden", so Buntenbach. "Das zeigt, wie die Beschäftigten unter Druck stehen. Wir fordern deswegen, dass die gesamte Arbeitszeit besser erfasst wird, und damit auch Überstunden bezahlt werden."
"Der Rückgang der Überstunden ist nur die halbe Wahrheit, weil der größere Teil der Überstunden inzwischen über Arbeitszeitkonten geregelt wird", erklärt Buntenbach. "Derzeit nimmt das Volumen auf den Arbeitszeitkonten zu. Daneben gibt es aber noch fast eine Milliarde Arbeitsstunden, die nicht bezahlt werden, während 750 Millionen bezahlt werden. Die Überstunden gehen aber auch deswegen zurück, weil die Unternehmen andere Formen der Flexibilisierung nutzen, zum Beispiel über Leiharbeit, Werkverträge oder Vergabe von Aufträgen an Dritte."