Einfach mal in den Arm nehmen – das gehört für viele Erzieher/innen zum Arbeitsalltag, wenn ein Knie aufgeschlagen ist oder der Kummer bei einem Kind zu groß. Doch was tun mitten in der Pandemie? Seit Wochen berichten Erzieher/innen über volle Kitas und ihre Angst, sich anzustecken. Auch in vielen anderen Arbeitsbereichen treibt Beschäftigte die Angst vor einer Ansteckung um, zeigt eine aktuelle Studie. Anja Piel, DGB-Vorstandsmitglied, mahnt mehr Schutz durch Arbeitgeber und stärkere Kontrollen an.
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Die Sorge, sich am Arbeitsplatz oder auf dem Weg dorthin mit dem Corona-Virus anzustecken, ist bei Arbeitnehmer/innen in Deutschland weiterhin hoch – auch im zweiten Shutdown. Mehr als jede/r Dritte, insgesamt 35 Prozent, hat davor Angst. Das fand eine aktuelle Umfrage des Portals Lohnspiegel.de des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung heraus. Besonders besorgt sind Beschäftigte, die nah am Menschen arbeiten – in den Bereichen Erziehung und Soziales sind es 57 Prozent, in den medizinischen Gesundheitsberufen 52 Prozent, bei Beschäftigten in Verkaufsbereichen 47 Prozent. Sie alle arbeiten selbst bei guten Arbeitsschutzmaßnahmen besonders exponiert.
Das Problem: immer noch setzen nicht alle Arbeitgeber Schutzmaßnahmen konsequent um. Jede/r dritte Befragte, 33 Prozent, gab an, dass Corona-Arbeitsschutzmaßnahmen im Betrieb nur mit Einschränkungen vorgenommen wurden. Weitere 12,5 Prozent vermissen ausreichende Maßnahmen seitens des Arbeitsgebers sogar ganz. "Die Arbeitgeber müssen besser werden beim Schutz vor einer Ansteckung. Arbeitsschutz ist geltendes Recht. Das muss eingehalten werden", meint Anja Piel aus dem DGB Bundesvorstand. "Wir wissen und kritisieren schon lange, dass es seit Jahren viel zu wenige Kontrollen beim Arbeitsschutz gibt. Das muss dringend geändert werden, damit alle Beschäftigten sicher und gut arbeiten können." Aktuell berichtete Report Mainz dass Kontrollen teils nur noch alle 20 bis 25 Jahre stattfanden.
Auch Arbeitnehmer/innen in Bereichen mit geringerem Ansteckungsrisiko sind besorgt – beispielsweise 31 Prozent der Beschäftigten in der Produktion und 29 Prozent der Beschäftigten in klassischen Bürotätigkeiten. Eine neue Untersuchung der Universität Konstanz bestätigt, dass Beschäftigte, die mehr Kontakt zu Kolleg/innen haben, sich bisher auch häufiger mit dem Corona-Virus angesteckt haben. Besonders risikobehaftet: offene Kantinen und Besprechungen in Gruppen.
Zu den Maßnahmen zum Schutz vor Corona im Betrieb stellt der DGB ausführliche Informationen und Hinweise bereit.