Im Rahmen der im Juli vorgestellten Initiative Long-COVID des Gesundheitsministeriums lud Gesundheitsminister Lauterbach am 12. September zu einem Runden Tisch ein. Über 40 Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Sozialversicherungen, Wissenschaft, pharmazeutischer Industrie und Betroffenenverbänden und -initiativen kamen zusammen, um darüber zu diskutieren, wie die Versorgung der Betroffenen verbessert werden kann.
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Obwohl bisher bereits einige Fortschritte erzielt werden konnten, ist es noch ein weiter Weg, bis allen Betroffen die Hilfe zuteilwerden kann, die sie benötigen. Eine konkrete Maßnahme, die Minister Lauterbach am Ende des Runden Tisches vorstellen konnte, ist die Erstellung einer Liste durch das Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) von Medikamenten, die im sogenannten Off-Label-Use zur Behandlung von Long- und Post-COVID eingesetzt werden können, auch wenn sie ursprünglich für andere Behandlungszwecke zugelassen wurden. Dies soll die rechtliche Grundlage für entsprechende Behandlungen bringen, die bereits jetzt Betroffenen Linderung verschaffen, deren Kosten jedoch bisher in der Regel nicht von den Kassen übernommen werden. Diese Liste muss umgehend erstellt und zugelassen werden, damit Ärzt*innen entsprechende Medikamente verschreiben dürfen.
Gesundheitsminister Lauterbach äußerte sich ebenfalls zuversichtlich, dass es in naher Zukunft bessere Behandlungsmöglichkeiten für Long- und Post-Covid-Patienten geben wird. Um die Forschung zu beschleunigen wolle er sich zusätzlich zu den bisher angekündigten 41 Millionen Euro für die Versorgungsforschung für weitere 60 Millionen einsetzen. Ob er sich in Anbetracht der schwierigen Haushaltslage damit durchsetzen können wird, bleibt zu bezweifeln. Gleichzeitig musste auch der Minister eingestehen, dass auch rund 100 Millionen bei weitem nicht ausreichen werden. Weiterer dringender Handlungsbedarf besteht ebenfalls nach wir vor beim Aufbau eines landesweiten Versorgungsnetzes für Long- und Post-Covid-Patient*innen. Spezialisierte Ambulanzen sollen den Betroffenen die benötigten Therapien bieten, die dann in Zusammenarbeit mit Haus- und Fachärzt*innen umgesetzt werden können. Denn viele Betroffene warten oft monatelang auf eine angemessene Behandlung, da Fachambulanzen nicht flächendeckend existieren und zudem oft unterfinanziert und mangelhaft ausgestattet sind.
Der DGB setzt sich nach wie vor dafür ein, dass Politik, Sozialversicherungsträger und Leistungserbringer entschlossener daran arbeiten müssen, die Versorgung der Betroffenen zu verbessern. Dies ist man nicht nur den Millionen von Erkrankten und ihren Angehörigen schuldig, sondern es ist auch dringend notwendig, um wirtschaftliche Folgen in Milliardenhöhe abzufedern. Wer jetzt nicht mit größter Vehemenz handelt, verkennt die Tragweite der Herausforderungen, vor die Long- und Post-COVID unsere Gesellschaft noch lange stellen wird.