Am 7. September 2023 hat der DGB zur ersten Fachtagung über Long- und Post-COVID ins Hans-Böckler-Haus in Berlin eingeladen. Es wurde offensichtlich, dass wir vor einem großen gesellschaftlichen Problem stehen, das nur durch gemeinsame Anstrengungen aller beteiligten Akteure im Sinne der Betroffenen und ihrer Angehörigen bewältigt werden kann.
DGB/Kateryna Kon/123rf.com
Zu Beginn der Veranstaltung sprach Markus Hofmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik des DGB-Bundesvorstands, über die verheerenden Auswirkungen der Erkrankung: Viele der Millionen von Betroffenen sind in ihrem Alltagsleben stark eingeschränkt oder sogar arbeitsunfähig oder pflegebedürftig und warten bisher vergeblich auf angemessene Unterstützung. Long- und Post-COVID verursacht ebenfalls erhebliche volkswirtschaftliche Kosten, belastet Gesundheits- und Rentensysteme und verstärkt den Fachkräftemangel. Politik, Leistungserbringer und Sozialversicherungsträger müssen daher gemeinsam mit Entschlossenheit handeln, um ausreichende Forschung, wirksame Akuttherapien und angemessene Rehabilitationsmaßnahmen zu ermöglichen.
Es folgten 3 Fachvorträge, die einen intensiven Einblick aus verschiedenen Blickwinkeln ermöglichten:
In der nachfolgenden Diskussion konnte der DGB die Bundestagsabgeordneten und Mitglieder des Gesundheitsausschusses, Heike Baehrens (SPD), Tino Sorge (CDU), Christine Aschenberg-Dugnus (FDP) und Kathrin Vogler (DIE LINKE), gemeinsam mit der Moderatorin Tina Groll und Ricarda Piepenhagen auf dem Podium begrüßen.
Die Diskussion wurde von den laufenden Haushaltsdebatten überschattet, in denen erneut um die Finanzierung der Versorgung und Forschung im Bereich Long- und Post-COVID gerungen wurde. Insgesamt wurde deutlich darauf hingewiesen, dass dringend weitere Anstrengungen notwendig sind, um den Betroffenen ausreichend zu helfen. Erste gelungene Forschungsansätze und Behandlungsmöglichkeiten wurden gelobt. Deutschland arbeite hier eng mit internationalen Partnern zusammen, um geeignete Behandlungskonzepte zu entwickeln. Um schnelle Hilfe zu ermöglichen, solle auch die Verkürzung von Zulassungsverfahren für Medikamente in Erwägung gezogen werden. Gleichzeitig wurde klar, dass noch viele weitere konkrete Maßnahmen folgen müssen. Es wurde auch festgestellt, dass zu Beginn der Pandemie, als umfangreiche Mittel für die Eindämmung von Infektionen und wirtschaftliche Unterstützung bereitgestellt wurden, die Langzeitfolgen sträflich vernachlässigt wurden. Gute Forschung erfordert jedoch Expertise und Zeit. Es konnte der Eindruck gewonnen werden, dass die berechtigte Kritik an der bisher zögerlichen Reaktion der Bundesregierung mitunter auch als politisches Profilierungsinstrument der Opposition verwendet wird. Ebenfalls wurde die trotz der Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit immer noch unzureichende Informationslage kritisiert, die passende Behandlungen erschwert.
Der DGB wird weiterhin als Sprachrohr für die Belange der Betroffenen und Versicherten einstehen und das Gespräch mit den Betroffenen, politischen Entscheidungsträgern und Vertreter*innen der Sozialversicherungen suchen. Denn Gesundheit ist ein grundlegendes Menschen- und Arbeitnehmer*innenrecht, weshalb ausnahmslos jeder Person eine bedarfsgerechte und hochwertige Versorgung zuteilwerden muss – das steht für den DGB außer Frage.