NDR Info: Arbeiten im Home-Office
Mails checken im Café, arbeiten am Küchentisch: Statt jeden Morgen ins Büro zu fahren, können Beschäftigte heute bequem von zu Hause aus arbeiten, mobile Endgeräte und Cloud Computing machen es möglich. Das klingt nach Freiheit und Flexibilität – doch funktioniert das wirklich? Wo liegen die Vorteile vom Home Office, welche Gefahren und Risiken gibt es?
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Theoretisch ist es möglich, praktisch wird es kaum gemacht: Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern ist Home Office in Deutschland kaum verbreitet. Nur knapp jeder achte Beschäftigte arbeitet zumindest gelegentlich zu Hause, nur jeder fünfundzwanzigste täglich – obwohl das bei vielen Arbeitsplätzen theoretisch möglich wäre. Das geht aus dem DIW Wochenbericht 5/2016 hervor.
Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünschen sich jedoch mehr räumliche Flexibilität: Nach Angaben des Monitors „Mobiles und entgrenztes Arbeiten“ würden rund 30 Prozent der Angestellten, die bislang nicht zu Hause arbeiten, dies gerne tun. Sie glauben, so Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bekommen oder besser arbeiten zu können.
Doch auch wenn das mobile Arbeiten viele Freiheiten bringt: es birgt auch Risiken. Was spricht dafür, was dagegen?
Fast jeder zweite Arbeitnehmer pendelt, jeder zehnte sogar über Grenzen der Bundesländer hinweg. Tendenz steigend. Der DGB macht sich stark für mehr flexible, individuelle Lösungen im Sinne der Beschäftigten. Digitalisierung und vernetztes Arbeiten bieten hier neue Möglichkeiten. Die Position des DGB in der neuen Ausgabe von "arbeitsmarkt aktuell".
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Damit mobiles Arbeiten tatsächlich ein Gewinn für die Beschäftigten ist, müssen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden. „Wichtig ist, dass Home Office immer freiwillig sein muss“, sagt DGB-Experte Oliver Suchy. „Es sollte nicht als Gegenmodell zum herkömmlichen betrieblichen Arbeitsplatz, sondern als flexible Ergänzung gesehen werden, damit der direkte Kontakt und Austausch unter den Kolleginnen und Kollegen nicht leiden. Es muss ein Recht auf Nicht-Erreichbarkeit außerhalb der vereinbarten Arbeitszeiten geben, die Arbeitszeit muss erfasst und in vollem Umfang vergütet werden. Und natürlich muss die Verantwortung der Arbeitgeber für den Arbeits- und Gesundheitsschutz auch im Home Office gewährleistet sein.“
Anders als in den Niederlanden, wo es seit dem 01.07.2016 ein Recht auf Home Office gibt, sind Beschäftigte in Deutschland in der Regel auf die Zustimmung des Arbeitgebers angewiesen. Ein gesetzlicher oder tariflicher Anspruch auf Heimarbeit besteht nur in wenigen Ausnahmefällen. Ein Beispiel: Ein IT-Mitarbeiter hatte jahrelang im Home Office gearbeitet, sollte dann in den 300 Kilometer entfernten Firmensitz wechseln. Das hätte für ihn bedeutet, dass er umziehen oder sich eine Zweitwohnung nehmen müsste. Er klagte gegen die Anweisung und bekam Recht. Begründung der Richter: Zwar könne der Arbeitgeber grundsätzlich über den Arbeitsort der Beschäftigen bestimmen, wenn der Arbeitsvertrag keine Regelungen dazu enthält. Er müsse dabei aber auch die Interessen der Beschäftigten berücksichtigen – und habe im vorliegenden Fall nicht darlegen können, warum die Anwesenheit am Firmensitz künftig erforderlich sei.
Weitere Infos: DGB Rechtsschutz: „Anspruch auf Home-Office-Arbeitsplatz“