Deutscher Gewerkschaftsbund

04.01.2017
ILO: World Employment Social Outlook

ILO-Bericht: Weniger Armut als vor 20 Jahren

Wie viele Menschen leben weltweit in Armut? Zumindest deutlich weniger als noch 1990. Das zeigt ein ILO-Bericht zu den beschäftigungs- und sozialpolitischen Aussichten für 2017. Nur auf einem Kontinent steigt der Anteil der Armen weiter an.

Zeichnung einer Weltkarte mit einem Fragezeichen auf jedem der Kontinente

Colourbox.de (2)

Wie viele Menschen leben eigentlich weltweit in Armut?

Die gute Nachricht: Laut einem aktuellen Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, dem "World Employment Social Outlook", hat sich der Anteil der Menschen, die als arm gelten, seit dem Jahr 1990 etwa halbiert.

Was ist die ILO?

Die Internationale Arbeitsorganisation ILO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UNO). Sie ist "tripartistisch" organisiert, das heißt: Drei Gruppen bestimmen in den Versammlungen der ILO gleichberechtigt mit:

  1. Vertreterinnen und Vertreter der Regierungen der UNO-Mitgliedsländer (wie bei anderen UNO-Organisationen auch)
  2. Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitnehmer (Gewerkschaften)
  3. Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitgeber

Mehr zur ILO

Die schlechte: Weltweit gelten immer noch rund zwei Milliarden Menschen als arm. Das ist über ein Drittel der Weltbevölkerung (36%).

Wer gilt als arm?

Nach der Definition der ILO gilt als "arm", wer kaufkraftbereinigt weniger als 3,10 US-Dollar pro Tag zur Verfügung hat. Als "extrem arm" gilt, wer sogar mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag auskommen muss.

"Kaufkraftbereinigt" bedeutet, dass die Einkommen zwischen den Ländern von der ILO nicht direkt verglichen werden, sondern im Verhältnis zu Lebensmitteln, Waren und Dienstleistungen, die man sich davon kaufen kann. Denn ein US-Dollar ist umgerechnet in einem Entwicklungsland wie zum Beispiel Somalia mehr "wert" als in Norwegen.

Wo sinkt die Armut, wo steigt sie?

In den Statistiken der ILO wird die Welt im Wesentlichen in vier "ILO-Regionen" eingeteilt:

  • Afrika
  • Asien und der Pazifikraum
  • Europa (inkl. Zentralasien)
  • Lateinamerika (inkl. Karibik)

Innerhalb von 22 Jahren, von 1990 bis 2012, ist der Anteil der armen Bevölkerung laut aktuellem ILO-Bericht in drei dieser vier Weltregionen deutlich zurückgegangen – nur in Europa ist er gestiegen.

Grafik - Grundaussage: in allen Weltregionen - außer Europa - ist der Armutsanteil seit 1990 gesunken

Daten: ILO; Grafik: DGB

ILO: Rückgang in Entwicklungs- und Schwellenländer, Zunahme in entwickelten Ländern

Generell stellt die ILO den Trend fest, dass die Armutsquote in Entwicklungs- und Schwellenländern zurückgeht, in entwickelten Staaten und vor allem in Europa hingegen zunimmt – wenn auch auf niedrigem Niveau. Auch in entwickelten Ländern wie den EU-Staaten, den USA oder Japan gelten insgesamt 300 Millionen Menschen als arm (haben also weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens ihres Landes zur Verfügung).

Was die ILO fordert

Die ILO fordert angesichts der immer noch hohen Zahl armer Menschen weltweit mehr Arbeitsplätze – doch vor allem: besser bezahlte Arbeitsplätze mit mehr Arbeitnehmerrechten. Unter anderem setzt der "World Employment Social Outlook" auf:

  • bessere staatliche soziale Sicherungssysteme, vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern. In diesen Ländern müsse nur etwa 1% des Bruttoinlandsprodukts zusätzlich in soziale Absicherung der Bevölkerung investiert werden, um Armut wirksam zu bekämpfen – so der ILO-Bericht. Global gesehen seien nur etwa 0,5% des "weltweiten Bruttoinlandsprodukts" dafür notwendig.
  • höhere Löhne und Gehälter.
  • Transformation der Wirtschaft hin zu weniger CO2, Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien, um Jobs und Wachstum zu schaffen und gleichzeitig die Armutsrisiko Klimawandel und Umweltkatastrophen zu reduzieren.
  • gute Arbeitsplätze mit mehr Arbeitnehmerrechten und internationalen Arbeitsstandards schaffen, damit Arbeit nicht krank (wodurch für Arbeitnehmer neue Armutsrisiken entstehen).

DOWNLOAD

Der komplette "World Employment Social Outlook (WESO)" 2017 der ILO in Englisch (PDF)


Nach oben

Weitere Themen

Zu­sam­men für De­mo­kra­tie. Im Bun­d. Vor Or­t. Für Al­le.
Gruppe junger Menschen stehen lachend im Kreis und legen ihre Hände aufeinander
DGB/rawpixel/123rf.com
„Zusammen für Demokratie. Im Bund. Vor Ort. Für Alle“: Unter diesem Motto haben wir uns mit rund 50 anderen Organisationen zu einem starken Bündnis zusammengeschlossen. Gemeinsam verteidigen wir unsere Demokratie – und alle, die hier leben.
Zur Pressemeldung

1. Mai 2024: Mehr Lohn, mehr Frei­zeit, mehr Si­cher­heit
1. Mai 2024. Mehr Lohn. Mehr Freizeit. Mehr Sicherheit.
DGB
Tag der Arbeit, Maifeiertag oder Kampftag der Arbeiterbewegung: Am 1. Mai rufen wir Gewerkschaften zu bundesweiten Kundgebungen auf. 2024 steht der 1. Mai unter dem Motto „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit". Das sind unsere 3 Kernversprechen. Wir geben Antworten auf die zunehmende Verunsicherung in der Gesellschaft.
weiterlesen …

#Ta­rif­wen­de: Jetz­t!
Infografik mit Kampagnenclaim "Eintreten für die Tarifwende" auf roten Untergrund mit weißen Pfeil, der leicht nach oben zeigt.
DGB
Immer weniger Menschen arbeiten mit Tarifvertrag. Die Tarifbindung sinkt. Dadurch haben Beschäftigte viele Nachteile: weniger Geld und weniger Sicherheit. Wir sagen dieser Entwicklung den Kampf an – zusammen mit unseren Gewerkschaften – und starten für dich und mit dir die Kampagne #Tarifwende!
weiterlesen …

ein­blick - DGB-In­fo­ser­vice kos­ten­los abon­nie­ren
einblick DGB-Infoservice hier abonnieren
DGB/einblick
Mehr online, neues Layout und schnellere Infos – mit einem überarbeiteten Konzept bietet der DGB-Infoservice einblick seinen Leserinnen und Lesern umfassende News aus DGB und Gewerkschaften. Hier können Sie den wöchentlichen E-Mail-Newsletter einblick abonnieren.
zur Webseite …