Wie viele Menschen leben weltweit in Armut? Zumindest deutlich weniger als noch 1990. Das zeigt ein ILO-Bericht zu den beschäftigungs- und sozialpolitischen Aussichten für 2017. Nur auf einem Kontinent steigt der Anteil der Armen weiter an.
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Die gute Nachricht: Laut einem aktuellen Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, dem "World Employment Social Outlook", hat sich der Anteil der Menschen, die als arm gelten, seit dem Jahr 1990 etwa halbiert.
Die Internationale Arbeitsorganisation ILO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UNO). Sie ist "tripartistisch" organisiert, das heißt: Drei Gruppen bestimmen in den Versammlungen der ILO gleichberechtigt mit:
Die schlechte: Weltweit gelten immer noch rund zwei Milliarden Menschen als arm. Das ist über ein Drittel der Weltbevölkerung (36%).
Nach der Definition der ILO gilt als "arm", wer kaufkraftbereinigt weniger als 3,10 US-Dollar pro Tag zur Verfügung hat. Als "extrem arm" gilt, wer sogar mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag auskommen muss.
"Kaufkraftbereinigt" bedeutet, dass die Einkommen zwischen den Ländern von der ILO nicht direkt verglichen werden, sondern im Verhältnis zu Lebensmitteln, Waren und Dienstleistungen, die man sich davon kaufen kann. Denn ein US-Dollar ist umgerechnet in einem Entwicklungsland wie zum Beispiel Somalia mehr "wert" als in Norwegen.
In den Statistiken der ILO wird die Welt im Wesentlichen in vier "ILO-Regionen" eingeteilt:
Innerhalb von 22 Jahren, von 1990 bis 2012, ist der Anteil der armen Bevölkerung laut aktuellem ILO-Bericht in drei dieser vier Weltregionen deutlich zurückgegangen – nur in Europa ist er gestiegen.
Daten: ILO; Grafik: DGB
Generell stellt die ILO den Trend fest, dass die Armutsquote in Entwicklungs- und Schwellenländern zurückgeht, in entwickelten Staaten und vor allem in Europa hingegen zunimmt – wenn auch auf niedrigem Niveau. Auch in entwickelten Ländern wie den EU-Staaten, den USA oder Japan gelten insgesamt 300 Millionen Menschen als arm (haben also weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens ihres Landes zur Verfügung).
Die ILO fordert angesichts der immer noch hohen Zahl armer Menschen weltweit mehr Arbeitsplätze – doch vor allem: besser bezahlte Arbeitsplätze mit mehr Arbeitnehmerrechten. Unter anderem setzt der "World Employment Social Outlook" auf:
Der komplette "World Employment Social Outlook (WESO)" 2017 der ILO in Englisch (PDF)