Klima Gerechte Städte

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Die Folgen der Klimakrise sind längst spürbar. So ist laut Umweltbundesamt durch den ⁠Klimawandel⁠ mit mehr Heißen Tagen pro Jahr zu rechnen, also mit mehr Tagen über 30 Grad. Die Zahl stieg deutlich, trotz starker Schwankungen geht die Trendlinie deutlich nach oben (vgl. Abb. 1). In den Jahren 2003, 2015, 2018 und 2022 gab es bisher am meisten Heiße Tage. Auch aufgrund dieser Entwicklung prognostiziert das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dass in Berlin im Jahr 2100 ein Klima vorherrscht, wie es heute in Südfrankreich üblich ist.

Stadtumbau und Stadterneuerung

Dass eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels notwendig ist, sieht man auch in der Stadt. Generell ist es dort oft wärmer als auf dem Land, deshalb nennt man Städte auch Hitzeinseln. In Großstädten kann der Temperaturunterschied zum Umland bis zu 10 Grad betragen. Ältere, Kranke oder Kleinkinder haben schon heute stark mit Hitzeperioden zu kämpfen, ebenso Menschen in kleinen, schlecht isolierten Wohnungen. Städte müssen also so umgebaut werden, dass Menschen vor Hitze geschützt leben können. In der Konsequenz werden sie grüner und freundlicher. Zentrale Akteure dieser Klimaanpassung sind die Stadtverwaltungen.

Zum Beispiel Nürnberg

Zum einen geht es dabei um kurzfristige Reaktionen, erklärt Dr. Klaus Köppel im Interview mit dem DGB Personalreport. Seit 1990 arbeitet er für die Stadt Nürnberg im Umweltamt, dessen Leitung er 2007 übernommen hat. "Das Umweltreferat, mit Umwelt- und Gesundheitsamt zusammen, hat im letzten Jahr einen Hitzeaktionsplan vorgelegt. Da geht es um die Reaktion auf akute Belastungen für besonders vulnerable Gruppen, also z. B. um Sonnenschutz in Kitas oder Alten- und Pflegeheimen, aber auch um ein Frühwarnsystem bei Hitze", so Köppel. Daneben gehe es aber auch um eine längerfristige Klimaanpassung, also um präventive Maßnahmen. Die Stadt orientiere sich am Leitbild der Schwammstadt. Grünflächen würden geschaffen oder mehr klimagerechte Straßenbäume gepflanzt.

Die Schwammstadt soll außerdem helfen, Starkregenereignisse abzudämpfen. Denn in vielen Städten ist die Kanalisation überlastet. In Nürnberg zum Beispiel ist sie für ein fünfjähriges Regenereignis ausgelegt, also Starkregen, der statistisch alle fünf Jahre zu erwarten ist. Das ist nicht genug: "Wir hatten zuletzt aber deutlich mehr Starkregen, teilweise auch mehr als hundertjährige Regenereignisse. Wir prüfen also, welche Bereiche im Stadtgebiet besonders gefährdet sind, etwa um die Einsatzlage der Feuerwehr anzupassen", erklärt Klaus Köppel.

Personelle und finanzielle Ressourcen fehlen

Die Klimaanpassung durch Stadtumbau wird eine dauerhafte Aufgabe sein, gerade wenn es um die Anpassung von Bestandsbauten geht. Für diese Aufgabe fehlt allerdings vielerorts Personal und Geld. So auch in Nürnberg. Der Stellenplan sei in vielen Geschäftsbereichen der Stadtverwaltung zwar gewachsen, erklärt der ver.di-Personalrat Andreas Wotzka. Dennoch sei die Personaldecke löchrig: "Bei uns ist nahezu jede fünfte Stelle nicht besetzt. Wir haben also ein Fünftel weniger Personal als nötig, und auch der Stellenplan ist ja oft schon ein Kompromiss. Das heißt letztendlich, dass ich ein Fünftel weniger Output hinbekomme", führt er aus. Etwa mit Blick auf die Bauverwaltung und die Stadtplanung habe er sehr große Sorgen, weil die Konkurrenz um Fachkräfte riesig sei und gleichzeitig viele Kolleg*innen altersbedingt ausscheiden.

Aber nicht nur Personal fehlt, sondern auch eine faire Verteilung der finanziellen Lasten. Das Beispiel Nürnberg zeigt, dass die Klimakrise im Wesentlichen von den Kommunen gestemmt wird. Aber letztlich ist das eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der DGB fordert deshalb, im Grundgesetz (Art. 91a Abs. 1) eine neue Gemeinschaftsaufgabe für Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen einzurichten. Dadurch könnten Bund und Länder den Kommunen ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stellen.

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