Soziale Wärmewende statt Nebenkostenfalle

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Dachzeile klartext Nr. 22/2025

Gebäude sind in Deutschland für rund ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs verantwortlich. Für eine klimagerechte Zukunft ist eine echte Wärmewende also unverzichtbar. Richtig gemacht, lassen sich dadurch die Wohnkosten senken, die Wohnqualität steigern, Gute Arbeit schaffen und das Klima schützen.

In der aktuellen Rechtslage entwickeln sich energetische Sanierungen für viele Mieter*innen aber zur finanziellen Falle. Denn große Wohnungsunternehmen nutzen, nach Recherche des Mieterbundes, zunehmend Gesetzeslücken um Mieter*innen in teure Wärme-Contracting-Verträge zu drängen.

Wärme-Contracting erscheint auf den ersten Blick als praktische Lösung: Ein externer Dienstleister übernimmt Einbau und Wartung der Heizungsanlagen, sodass der Vermieter keine Investitionen in neue Heiztechnik tätigen muss – gleichzeitig wird der Gebäudebestand künftig mit modernen Heiztechnologien versorgt.

Doch die Praxis zeigt: Für Vermieter und Dienstleister ist Contracting oft ein lukratives Geschäft auf Kosten der Mieter*innen. Die Investitionskosten des Dienstleisters, etwa für die Bereitstellung neuer Heizungsanlagen, landen als hoher Grundpreis direkt bei den Mieter*innen – oft teurer als die bisherige Versorgung. Während laut dem Berliner Mieterverein Fernwärme bislang etwa 90 bis 95 Euro pro MWh kostete, sind beim Contracting 120 bis 140 Euro keine Seltenheit . In einzelnen Fällen kommt es sogar zu Heizkostenabrechnungen, die bis zu 250 Prozent höher ausfallen können als zuvor .

Zwar ist im Mietrecht vorgesehen, dass die Umstellung auf Wärme-Contracting für die Mieter*innen kostenneutral erfolgen muss. Doch die Realität sieht anders aus: Intransparente Verträge, fehlende Ankündigungen und schwer nachvollziehbare Preisberechnungen machen es Mieter*innen nahezu unmöglich, fehlerhafte Abrechnungen zu erkennen und sich zu wehren – auch weil Wohnungsunternehmen zum Teil mit undurchsichtigen Preisgleitklauseln und teils rechtswidrigen Nachforderungen arbeiten.

Wir forderen seit langem: Die Gebäudewende kann nur gelingen, wenn sie sozial ausgestaltet wird und nicht zu Lasten der Mieter*innen geht.

Ein Drittel aller Mieterhaushalte ist bereits heute durch ihre Wohnkosten überbelastet. Nach Abzug der warmen Wohnkosten gelten 21 Prozent aller Haushalte in Deutschland als von Einkommensarmut betroffen. Energetische Modernisierungen und die Wärmewende dürfen nicht zu einem weiteren Preistreiber werden.

Hierzu braucht es einerseits eine Mietrechtsreform um Mieter*innen effektiv vor einer Kostenüberlastung zu schützen, andererseits muss die Umstellung der Energieversorgung nachvollziehbar und transparent gestaltet werden, um Kostenneutralität für Mieter*innen zu gewährleisten. Denn klar ist: Die Gebäudewende kann nur gelingen, wenn sie ökologisch wirksam und sozial gerecht ist.

Mehr zu den Abzock-Tricks mit Wärme-Contracting zeigt auch das ARD-Magazin Panorama vom 19. Juni 2025 - hier anschauen!

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