Fachkräftegewinnung – kein schicksalhaftes Ergebnis glücklicher Fügung

Anja Piel, DGB-Vorstandsmitglied, fordert beherztes Anpacken bei der Fachkräftestrategie

Datum

Ordnungsnummer PM 063

Mit Blick auf den Beschluss der Fachkräftestrategie im Bundeskabinett sagte Anja Piel, DGB-Vorstandsmitglied:

"Mehr Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, ist mitnichten schicksalhaftes Ergebnis glücklicher Fügung, vorherbestimmt von höheren Mächten. Ganz im Gegenteil: Arbeitgeber und Bundesregierung haben es in der Hand. Den Vorschlag für eine Strategie hat die Bundesregierung heute vorgelegt. 

Jetzt muss sie die strukturellen Probleme am Arbeitsmarkt aber auch beherzt anpacken: Mehr Tarifbindung, Verbesserungen bei Löhnen und Arbeitsbedingungen, mehr Aus- und Weiterbildung sind das Gebot der Stunde. Zusätzlich braucht es endlich ein verlässliches System für die Betreuung von Kindern und die Pflege von Angehörigen: Viele Frauen wollen raus aus der Teilzeit, sind aber zu stark in Anspruch genommen von unbezahlter Sorge- und Familienarbeit. Dieses Potential müssen wir endlich nutzen.

Denn obwohl in bestimmten Branchen Fachkräfte fehlen, besteht vielfach kein grundsätzlicher Mangel an Arbeitskräften. Oft sind hausgemachte Probleme die Ursache: Fachkräfteengpässe entstehen immer da, wo Bedingungen und Bezahlung schlecht sind. Bestes Beispiel ist die Pflege, wo Beschäftigte seit vielen Jahren mit den Füßen abstimmen und den gelernten Beruf verlassen. 

Was nicht sein darf, ist, Menschen in Drittstaaten als Ersatzkräfte anzuwerben und dann zu schlechten Löhnen hier arbeiten zu lassen – oder unter lautem Wehklagen Verantwortung abzuschieben, wie es manche Arbeitgeber tun. Zuwanderung ist in einer älter werdenden Gesellschaft ohne Frage ein weiterer Baustein für eine erfolgversprechende Fachkräftestrategie. Wo Zuwanderung stattfindet, verlangen wir Gewerkschaften Fairness gegen Migrant*innen und Menschen mit Migrationshintergrund. Sie sind bei Teilhabe an Wohnen, Arbeit und Bildung und insbesondere auch bei Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland oft immer noch benachteiligt. Stattdessen brauchen sie gute Bedingungen mit echten Bleibeperspektiven für sich und ihre Familien. Die großen bürokratischen Hürden bei Einreise und Berufsanerkennung sind schnellstens abzubauen und Menschen in tarifgebundene und sozialversicherte Beschäftigung zu vermitteln statt in Minijobs, Leih- oder Saisonarbeit."

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