38 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst kamen im Zusammenhang mit ihrer Arbeit schon unmittelbar oder mittelbar mit digitaler Gewalt in Berührung. So waren 13 Prozent der Befragten in ihrem beruflichen Alltag von digitaler Gewalt direkt betroffen, vor allem in Form von Beleidigungen, Beschimpfungen oder Bedrohungen. Bei Beschäftigten im höheren Dienst und aus den Berufsgruppen Polizei, Justiz, Verteidigung ist der Anteil bis zu doppelt so hoch. Ein Drittel (33 Prozent) hat zudem miterlebt oder mitbekommen, dass Kolleginnen oder Kollegen online angegriffen wurden.
Das zeigt eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des DGB, die heute bei der Konferenz “Zusammenhalten! Zusammen handeln!” in Berlin vorgestellt wurde. Erstmals wurden damit belastbare Zahlen für den öffentlichen Dienst zur Bedrohungslage im Internet erhoben.
Digitale Angriffe: Risiko für bürgernahen öffentlichen Dienst
Verletzende Kommentare auf Social-Media-Plattformen, anonyme Drohungen per E-Mail oder Messengerdienste haben für die Betroffenen und den öffentlichen Dienst verheerende Folgen.
Besonders gravierend: 67 Prozent der von digitaler Gewalt betroffenen Beschäftigten geben an, im Umgang mit bestimmten Personengruppen vorsichtiger oder distanzierter geworden zu sein. 61 Prozent der Betroffenen berichten von emotionalen Belastungen durch die Vorfälle. Bei 40 Prozent wirken sich die Angriffe negativ auf Arbeitsleistung und Konzentration aus. Bei über einem Viertel (28 Prozent) ist das Vertrauen in digitale Kommunikation erodiert. Ganze 13 Prozent haben darüber nachgedacht, aufgrund des Vorfalls die Arbeitsstelle zu wechseln.
Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack sagte in Berlin: “Die Zahlen sind ein Alarmsignal, das wir ernst nehmen müssen. Digitale Gewalt verursacht weit über den eigentlichen Vorfall hinaus Schäden und beeinträchtigt die Arbeitsfähigkeit der Betroffenen langfristig.”
Kooperation mit der Menschenrechtsorganisation HateAid
Vor diesem Hintergrund kooperiert der DGB ab sofort mit HateAid für Angebote zur Prävention, Beratung und Unterstützung bei digitaler Gewalt. Dies gaben Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des DGB, und Josephine Ballon, Geschäftsführerin der gemeinnützigen HateAid GmbH, am Dienstag bei der vom DGB ausgerichteten Konferenz bekannt.
Elke Hannack: "Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst und im privatisierten Sektor leisten äußerst wichtige Arbeit, doch wer im Netz beleidigt, bedroht oder diffamiert wird, verliert Vertrauen, Sicherheit und im schlimmsten Fall sogar die Freude am Beruf. Das ist letztlich auch ein Schaden für uns alle.
Digitale Gewalt ist für viele Beschäftigte im Dienst der Gesellschaft bereits bittere Realität. Damit es nicht noch mehr werden, braucht es frühzeitige Gegenmaßnahmen. Es ist klar, dass wir uns digitaler Gewalt genauso entschlossen, entgegenstellen müssen wie körperlichen und verbalen Angriffen. Einen wichtigen Schritt dorthin gehen wir heute mit der neuen Kooperation von DGB und HateAid."
Kooperation mit HateAid bietet Hilfe für Betroffene von digitaler Gewalt
Der DGB macht seit 5 Jahren mit seiner bundesweiten Initiative “Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch!” auf Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst und im privatisierten Sektor aufmerksam. In diesem Rahmen haben DGB und HateAid nun ihre Zusammenarbeit mit Fokus auf Betroffenenhilfe und Prävention bei digitaler Gewalt gestartet.
Geplant sind neben Schulungsangeboten auch gemeinsame Informations- und Beratungsangebote, um noch mehr Betroffenen niederschwellige und professionelle Unterstützungsangebote machen zu können. Ein erstes konkretes Ergebnis ist der kürzlich erschienene Praxisratgeber zu digitaler Gewalt, der unter mensch.dgb.de/hilfe kostenfrei heruntergeladen werden kann.
Josephine Ballon, Geschäftsführerin von HateAid: “Digitale Gewalt und gesellschaftliche Verrohung sind heutzutage auch im beruflichen Kontext allgegenwärtig. Wenn Mitarbeitende bedroht, beleidigt oder eingeschüchtert werden, ist das nicht ihre Privatsache, sondern geht uns alle etwas an. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene wissen: Sie sind nicht allein. Mit der Kooperation zwischen DGB und HateAid schaffen wir Strukturen, die ihnen Schutz, Beratung und konkrete Handlungsoptionen geben.”
Die heute vorgestellte forsa-Umfrage zeigt, dass 59 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst keine Kenntnis von festgelegten Abläufen haben, wie bei digitaler Gewalt vorzugehen ist. Auch werden bislang nur sehr wenige Vorfälle zur Anzeige gebracht – lediglich 14 Prozent der Betroffenen wandten sich an die Polizei. Hier sieht der DGB die Arbeitgeber in der Pflicht, flächendeckend für Schutzkonzepte, Meldeketten und Unterstützungsangebote zu sorgen.
Umfrage liefert erstmals Daten zu digitaler Gewalt
Die repräsentative Befragung wurde von forsa im Auftrag des DGB im August 2025 durchgeführt. Insgesamt wurden 1.008 Personen befragt. Die Umfrage liefert erstmals verlässliche Zahlen zu digitaler Gewalt im öffentlichen Dienst.
Weitere Informationen zur Umfrage, zur neuen Kooperation mit HateAid, zu den Hilfsangeboten sowie zur Initiative “Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch” finden Sie auf mensch.dgb.de.
Rückfragen an die HateAid gGmbH bitte an
presse@hateaid.org
Tel.: 030 25208837