Zum Tod von Michael Sommer: Wir verlieren einen großen Gewerkschafter

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Ordnungsnummer PM 038

Der langjährige Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, ist in der vergangenen Nacht im Alter von 73 Jahren gestorben. Mit Trauer und großer Dankbarkeit nehmen wir Abschied von einem überzeugten Gewerkschafter. Michael Sommer, der von 2002 bis 2014 Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) war, hat die Geschicke der deutschen Gewerkschaftsbewegung maßgeblich geprägt.

Unermüdlich hat er sich für Solidarität und Gerechtigkeit in der Arbeitswelt eingesetzt. Dabei lag ihm das Prinzip der Einheitsgewerkschaft am Herzen. “Wir sind parteipolitisch unabhängig, aber nicht politisch neutral”, das war Sommers Grundüberzeugung. “Schafft die Einheit“, diesen Appell Wilhelm Leuschners hat er oft zitiert. Ihm waren die Worte von Gewerkschafter*innen, die im Nationalsozialismus verfolgt und getötet wurden, Auftrag und Mahnung zugleich. Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter sollten sich nie wieder im ideologischen Streit verlieren. Für die Gewerkschaftsbewegung lautete sein Leitspruch: ”Nicht die Asche müsst ihr weitergeben, sondern das Feuer!“

In seiner langen Amtszeit hat er in vielen politischen Debatten erfolgreich die Stimme der Gewerkschaften eingebracht. Mit Leidenschaft hat er über viele Jahre gegen die Hartz-Reformen und die massive Ausweitung von prekärer Beschäftigung gekämpft. Sein größter politischer Erfolg war die Durchsetzung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns, der ein Jahr nach dem Ende seiner Amtszeit eingeführt wurde. Sein jahrelanger, unermüdlicher Einsatz und seine Überzeugungskraft trugen maßgeblich dazu bei, dass heute fast sechs Millionen Beschäftigte vom Mindestlohn profitieren.

Sommer wurde am 17. Januar 1952 in Büderich geboren. Als Kind wuchs er zeitweise im Waisenhaus auf und zog später mit seiner Mutter nach West-Berlin. Bereits als 19-Jähriger trat er 1971 in die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) ein und übernahm zunächst verschiedene ehrenamtliche Gewerkschaftsfunktionen. Nach seinem Studium der Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin arbeitete er ab 1980 hauptberuflich in verschiedenen Funktionen für die Postgewerkschaft, deren stellvertretender Vorsitzender er 1997 wurde. In dieser Funktion war er 2001 maßgeblich an der Gründung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di beteiligt. Im selben Jahr wurde er zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der ver.di gewählt.

2002 folgte er dem scheidenden DGB-Vorsitzenden Dieter Schulte im Amt. Am 28. Mai 2002 wurde er an die Spitze des Gewerkschaftsbundes gewählt. Nach zwölf Jahren kandidierte er 2014 nicht mehr für eine weitere Amtszeit. Auch international genoss Michael Sommer hohes Ansehen. 2010 wurde er zum Präsidenten des Internationalen Gewerkschaftsbundes gewählt und vertrat die Interessen von 168 Millionen Gewerkschaftsmitgliedern weltweit. Besonders der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch 2013 hat ihn sehr erschüttert. Infolgedessen hat er sich für ein Lieferkettengesetz eingesetzt.

Michael Sommer war mit Leib und Seele einer von uns. Mit seinem Tod verlieren wir einen großen Gewerkschafter, der leidenschaftlich für eine gerechtere Welt gekämpft hat.

 

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