Die Schlichtung zwischen der Gewerkschaft NGG und der Oettinger Brauerei ist am 2. Dezember 2025 offiziell gescheitert. Die Tarifkommission der NGG erklärte das Ende der Verhandlungen, nachdem die Arbeitgeberseite keinen Einigungswillen gezeigt hatte. Bereits beim einzigen Treffen der Schlichtungskommission am 21. Oktober verließ die Geschäftsleitung unter Stefan Blaschak den Termin ohne Begründung.
Die Schlichtungsempfehlung des Vorsitzenden Dr. Benedikt Hövelmann sieht gravierende Verschlechterungen für die Beschäftigten vor. Neben einer mageren Lohnerhöhung von 2 Prozent ab Juni 2025 und weiteren 0,8 Prozent ab Januar 2026 bis Oktober 2026 soll die tarifliche Wochenarbeitszeit für bis zu sechs Monate im Jahr einseitig auf 45 Stunden verlängert werden können. Aktuell beträgt die Arbeitszeit 37 Stunden in Mönchengladbach und 38 Stunden in Oettingen und Walldorf.
Kritik der Gewerkschaft: „Unverschämtheit!“
Die Gewerkschaft NGG zeigt sich empört über die Schlichtungsempfehlung. “Die Brauerei schließt in Braunschweig einen Betrieb und setzt 150 Leute vor die Tür. In den anderen Betrieben sollen die Beschäftigten jetzt die Knochen hinhalten und länger arbeiten,” kritisiert Tim Lubecki, NGG-Verhandlungsführer. Die Verlängerung der Arbeitszeit und die weiteren Verschlechterungen bei sozialen Absicherungen und Ausschlussfristen seien nicht akzeptabel.
Trotz des Scheiterns der Schlichtung bleibt die NGG gesprächsbereit. “Wir sind weiterhin offen für eine einvernehmliche Lösung des Konflikts,” so Lubecki. Nach Ende der Schlichtung endet jedoch auch die Friedenspflicht, und die Gewerkschaft plant die Wiederaufnahme von Arbeitskampfmaßnahmen, falls die Arbeitgeberseite nicht auf die Forderungen eingeht.
Hintergrund: Oettinger Brauerei in der Kritik
Die Oettinger Brauerei betreibt 3 Braustätten in Deutschland: den Stammsitz in Oettingen (Bayern), Brauereien in Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen) und Braunschweig (Niedersachsen) sowie ein Logistiklager in Walldorf. Der Betrieb in Braunschweig mit 150 Beschäftigten soll geschlossen werden.
Trotz eines Absatzrückgangs schrieb das familiengeführte Unternehmen in den letzten beiden Jahren schwarze Zahlen. Mit Biermarken im Preiseinstiegssegment, Limonaden, Fassbrausen und Eistees konnte sich die Brauerei durch hohe Effizienz, Direktvertrieb und geringe Werbekosten als wirtschaftlich stabile Großbrauerei behaupten. Deutschlandweit beschäftigt das Unternehmen 850 Personen.
Die Gewerkschaft NGG kritisiert, dass die Beschäftigten trotz der stabilen wirtschaftlichen Lage des Unternehmens durch verlängerte Arbeitszeiten und Kürzungen bei sozialen Leistungen belastet werden sollen. “Die Arbeitgeberseite muss zur Vernunft kommen, sonst sind Arbeitskampfmaßnahmen unvermeidlich,” warnt Lubecki.