Die Tarifverhandlungen beim Eberswalder Fleischwerk sind gescheitert – am 24. Juni kam es zum ersten Warnstreik. Ab 13.00 Uhr legten Beschäftigte im Werk in Britz die Arbeit nieder, um ein deutliches Zeichen gegen das aus ihrer Sicht respektlose Verhalten des Arbeitgebers Tönnies zu setzen.
Die NGG hatte die Beschäftigten zum Streik aufgerufen, nachdem die 7. Verhandlungsrunde am Montag, 23. Juni, endgültig ohne Ergebnis geblieben war. NGG-Verhandlungsführer Veit Groß zeigte sich enttäuscht: “Nach all den Gesprächen kommt Tönnies mit einem Angebot, das für viele Beschäftigte nicht mehr als den Mindestlohn bedeutet. Damit ist keine Einigung möglich.”
Seit der Übernahme des Werks durch die Zur-Mühlen-Gruppe – der Wurstwarensparte des Fleischkonzerns Tönnies – im Jahr 2023 gibt es keinen gültigen Tarifvertrag mehr. Die NGG kritisiert, dass viele Beschäftigte künftig in neue, schlechter bezahlte Lohngruppen rutschen sollen. Zwar soll es laut Tönnies Besitzstandsklauseln geben, die vor akuten Lohnkürzungen schützen. Doch künftige Lohnerhöhungen würden für diese Beschäftigten “auf Jahre ausgebremst”, so die Gewerkschaft.
Das Argument, es gebe im Werk hohen Investitionsbedarf, lässt NGG nicht gelten: “Das war beim Kauf bekannt – aber jetzt sollen die Beschäftigten das mit ihren Löhnen finanzieren? Das ist inakzeptabel”, so Groß.
Der gestrige Warnstreik war laut NGG nur der Anfang. Sollte es kein verhandlungsfähiges Angebot geben, drohen weitere und umfangreichere Streiks. Die Beschäftigten seien entschlossen, sich gegen das “Niedriglohndiktat” zu wehren.
Hintergrund:
Im traditionsreichen Eberswalder Fleischwerk arbeiten über 500 Beschäftigte. Die Marke “Eberswalder Wurst” ist in Ostdeutschland weit bekannt. Das Werk war zu DDR-Zeiten eines der größten Fleischbetriebe Europas. Seit 2023 gehört es zur Zur-Mühlen-Gruppe (Tönnies).