Deutscher Gewerkschaftsbund

17.10.2019
DGB-Verteilungsbericht 2019/2020

DGB-Verteilungsbericht: Vermögensverteilung extrem ungleich

Vermögen sind in Deutschland extrem ungleich verteilt: Die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung verfügen über fast zwei Drittel (64%) des gesamten Nettovermögens. 30 Prozent der Erwachsenen Bevölkerung haben hingegen so gut wie gar kein Vermögen oder gar Schulden. Das ist ein Ergebnis des DGB-Verteilungsberichts. "Gegen die zunehmende Ungleichheit brauchen wir endlich wirksame Maßnahmen", fordert DGB-Vorstand Stefan Körzell.

"Die aktuellen Debatten in Deutschland zeigen: Immer größere Bevölkerungsteile wünschen sich eine gerechtere und solidarische Gesellschaft. Wenn die Politik eine weitere Spaltung der Gesellschaft verhindern will, muss sie dieses Thema schnell angehen", so Körzell.

Am 17. Oktober 2019 fand in Berlin die Verteilungskonferenz "Gerecht ist besser!?" des WSI in Kooperation mit dem DGB statt. Einige Eindrücke von der Konferenz in unserer Bildergalerie:

Begrüßung durch Stefan Körzell
bei der Verteilungskonferenz "Gerechter ist besser – aktuelle verteilungspolitische Herausforderungen" des WSI in Kooperation mit dem DGB

Alle Videobeiträge gibt es in dieser Youtube-Playliste.

Tarifverträge wichtiges Instrument gegen Einkommens-Ungleichheit

"Das wichtigste Instrument gegen die Einkommens-Ungleichheit sind Tarifverträge sowie eine allgemein hohe Tarifbindung", erklärt Körzell. "Die Politik darf darüber nicht nur reden. Sie muss endlich bessere Rahmenbedingungen schaffen: Öffentliche Aufträge sollten nur noch an tarifgebundene Unternehmen gehen. Der Bund und die Länder müssen endlich mit entsprechenden Vergabegesetzen dafür sorgen. Überdies sollte der Gesetzgeber es ermöglichen, Tarifverträge leichter für allgemeinverbindlich zu erklären."

Verteilungsgerechtigkeit spielt auch bei Debatte um Klimawandel wichtige Rolle

"Auch bei der Debatte um den Klimawandel muss das Thema Verteilungsgerechtigkeit eine gewichtige Rolle spielen", so Körzell. "Zum einen sind es die Vermögenden, die sich am besten gegen Stürme, Hitze und Überflutungen schützen können. Zum anderen sind es vor allem die Reichen, die mit ihrem Lebensstil für deutlich mehr CO2-Emmissionen verantwortlich sind. Fakt ist: Ein wirkungsvoller Klimaschutz kann nur funktionieren, wenn der Staat durch Investitionen in Infrastruktur und öffentliche Daseinsvorsorge erst die Alternativen schafft, die einen Wandel des Lebensstils ermöglichen. Dabei dürfen die ländlichen Räume nicht gegen die urbanen Zentren ausgespielt werden."

DGB-Vorstand Körzell: Vermögensteuer und Erbschaftssteuer wieder einführen

Körzell fordert außerdem, die Vermögensteuer und die Erbschaftssteuer wieder einzuführen. Ein gerechter Strukturwandel und eine sozial verträgliche Transformation der Wirtschaft könne nur gelingen, wenn Reiche und Vermögende stärker dazu beitragen. Und: "Eine umfassende Finanztransaktionssteuer, die den Namen auch verdient, ist seit Jahren überfällig. Sie würde nicht nur mehr Stabilität in die internationalen Finanz- und Kapitalmärkte bringen, sondern auch notwendige Gelder für öffentliche Investitionen bedeuten."

Einige weitere Ergebnisse des DGB-Verteilungsberichts 2019/2020:

  • Die Angleichung der Effektivlöhne zwischen West- und Ostdeutschland stagniert de facto seit 20 Jahren. Durchschnittlich verdienen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Ostdeutschland nur 85% von dem, was Beschäftigte in Westdeutschland durchschnittlich an Lohn/Gehalt bekommen. Positive Ausnahme: Die von Gewerkschaften ausgehandelten Tariflöhne. Die durchschnittlichen Tariflöhne im Osten Deutschlands entsprechen 97,6% der durchschnittlichen Tariflöhne im Westen. In Tarifverträgen haben Gewerkschaften die Lohnlücke zwischen Ost und West also praktisch geschlossen.
  • Kapitaleinkommen sind in den vergangenen 17 Jahren um 30% gewachsen, die Arbeitnehmerentgelte hingegen nur um 25%.
  • Die untersten 10% auf der Einkommensskala hatten seit Anfang der 1990er Jahre reale Einkommensverluste zu verzeichnen, während die "reichsten 10%" Einkommenszuwächse von 35% hatten.
  • Außerdem zeigt der Verteilungsbericht: Eine Bepreisung von CO2 kann ein Instrument für mehr Klimaschutz sein. Sie muss aber sozial abgefedert werden, um Einkommensungleichheit nicht noch zu verschärfen.

DOWNLOAD: Der komplette DGB-Verteilungsbericht 2019/2020

DGB-Verteilungsbericht 2019/2020 (PDF, 2 MB)

Gerecht ist besser - höchste Zeit für faire Verteilung!


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