Die wirtschaftliche Talfahrt ist vorerst beendet. Doch vom Aufschwungs profitieren vor allem Vermögende und KapitalbesitzerInnen. Ihr Geldvermögen ist selbst in der Krise gestiegen - um 4,7 Prozent im vergangenen Jahr.
Die wirtschaftliche Talfahrt ist vorerst beendet. Im Jahr 2010 legte die deutsche Wirtschaft um 3,6 Prozent gegenüber dem desaströsen Krisenjahr 2009 zu. Jubelschreie sind jedoch verfrüht. Denn noch immer hat die deutsche Wirtschaft mit den Krisenfolgen zu kämpfen. Die gesamte Wirtschaftsleistung hat das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht. Die Gruppe der Gewinner des Aufschwungs ist jedoch sehr klein. Arbeitnehmer/-innen profitierten in der Regel nicht. Die Reallöhne stiegen lediglich um 0,1 Prozent. Ganz anders sieht es bei den Vermögenden und Kapitalbesitzern aus. Das Geldvermögen wuchs im letzten Jahr um 4,7 Prozent. Konjunkturelle Achterbahnfahrten scheinen die Vermögenden nicht zu kennen, denn ihr Besitz ist selbst in der Krise gestiegen.
Geldvermögen der privaten Haushalte und Gesamtverschuldung der öffentlichen Haushalte in Deutschland seit 1991. Grafik: DGB/Zahlen: Deutsche Bundesbank; Allianz Global Investors
Die Deutschen waren Ende 2010 durchschnittlich so reich wie nie zuvor. Im letzten Jahr kletterte das Bruttogeldvermögen der privaten Haushalte um 220 Milliarden Euro auf den Höchststand von 4,88 Billionen Euro – auch dank Steuergeschenke der vergangenen Jahre. Hinzu kommen weitere 8 Billionen Euro an Sachvermögen und Immobilien. Das gesamtwirtschaftliche Geldvermögen beläuft sich somit in etwa auf das Doppelte der heimischen Wirtschaftsleistung und auf das Dreifache des Gesamtschuldenstandes der öffentlichen Haushalte hierzulande. Angesichts dieser sehr hohen Vermögen ist die Staatsverschuldung allerdings nicht bedrohlich.
Der Anstieg des Geldvermögens ist in erster Linie auf die höhere Sparquote (von 11,1 Prozent auf 11,3 Prozent) sowie der allgemeinen Erholung auf den weltweiten Finanz- und Kapitalmärkten zurückzuführen. Auch wenn das Geldvermögen durch das schlechte Börsenjahr 2008 etwas zurückging, erholte sich dies im Krisenjahr 2009 erheblich. Die Vermögensbildung setze somit fast nahtlos an die Entwicklung des Vorkrisenniveaus an.
Dabei ist das Vermögen (Geld- und Sachvermögen, Immobilien, etc.) jedoch sehr ungleich verteilt. Zwei Drittel der Erwachsenen verfügen über kein oder sehr geringes Vermögen, wohingegen die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung über 60 Prozent, das reichste eine Prozent sogar rund ein Viertel des Gesamtvermögens besitzen. Die in den letzten Jahrzehnten stetige steuerpolitische Umverteilung von unten nach oben sorgte maßgeblich für die Vermögenskonzentration bei Wenigen. Dabei führte gerade diese ungleiche Entwicklung zur globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Das überschüssige Kapital der Vermögenden suchte sich immer renditeträchtigere Anlageziele. Finanzinstitute kreierten immer exotischere und waghalsigere Finanzprodukte, um dem Anlagedruck gerecht zu werden. Die Finanzmärkte blähten sich ungehemmt auf. Die Folgen sind bekannt.
Das muss sich ändern: Deshalb bedarf es einer gerechteren Vermögensverteilung. Eine stärkere steuerliche Belastung auf höhere Vermögen und Einkommen entlastet den Staat und reduziert die Spieleinsätze für risikoreiche Wettgeschäfte auf den internationalen Finanzmärkten.