Deutscher Gewerkschaftsbund

28.04.2016
Workers' Memorial Day 2016

100.000 Tote durch Krebs am Arbeitsplatz - Schluss damit!

Der 28. April ist International Workers' Memorial Day zum Gedenken an Menschen, die bei der Arbeit verunglückt oder verstorben sind

Bauarbeiter mit Helm und Schutzmaske

Colourbox.de

Was viele nicht wissen: Krebs ist die häufigste berufsbedingte Todesart in Europa. Mehr als 100.000 Menschen sterben jedes Jahr an einer durch den Job verursachten Krebserkrankung. Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) sagt: Schluss damit – und fordert anlässlich des Workers' Memorial Day 2016 verbindliche Grenzwerte für krebserregende Stoffe am Arbeitsplatz.

Workers' Memorial Day 2016 - DGB - EGB - ETUI - Krebs ist für 53% aller arbeitsbedingten Todesfälle in Europa verantwortlich

Krebs ist für 53% aller arbeitsbedingten Todesfälle in Europa verantwortlich Grafik: DGB / Datenquelle: ETUI

Asbest nur einer der krebserregenden Stoffe

Asbest als mögliche Krebsgefahr am Arbeitsplatz kennt fast jeder. Aber was ist mit Trichlorethen oder Benzo[a]pyren? Insgesamt 71 krebserregende Stoffe hat das Europäische Gewerkschaftsinstitut ETUI aufgelistet, die 80% der krebserregenden Stoffe ausmachen, denen Menschen am Arbeitsplatz ausgesetzt sein können.

Für mindestens 50 Stoffe fordert der EGB verbindliche Grenzwerte. In der nationalen Gesetzgebung der EU-Mitgliedsstaaten fällt die Bilanz sehr unterschiedlich aus: Während etwa Zypern, Griechenland, Italien und Luxemburg laut ETUI nur für fünf oder sogar weniger dieser Stoffe verbindliche Grenzwerte haben, gibt es in Spanien und Österreich sogar Grenzwerte für mehr als 80 Stoffe.

Die EU habe "in den vergangenen Jahren sehr wenig getan, um den Schutz von Beschäftigten vor arbeitsbedingten Erkrankungen und Verletzungen zu stärken", heißt es beim EGB. Und das, obwohl die Forschung im selben Zeitraum neue Risiken für die Gesundheit identifiziert habe und technologische Entwicklungen neue Möglichkeiten zum Schutz der Gesundheit ermöglichen. Schlimmer noch: Eine Richtlinie zu krebserregenden Stoffen befinde sich, so der EGB, seit nunmehr zwölf Jahren in der "Überprüfung" durch die EU – ohne, dass etwas passiert sei. In diesem Jahr will die EU nun sogar alle Regelungen zum Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und zur Arbeitssicherheit einer Überprüfung unterziehen. Ausgang offen.

Auch Deutschland liegt unter der 50er-Marke

Deutschland hat für 31 krebserregende Stoffe risiko-, beziehungsweise gesundheitsbasierte Grenzwerte oder andere Regelungen – und damit für deutlich weniger als für die mindestens 50 vom EGB geforderten.

International Workers' Memorial Day 2016 - DGB - ETUI - EGB - Die europäischen Gewerkschaften fordern für 50 der häufigsten krebserregenden Stoffe am Arbeitsplatz verbindliche Grenzwerte. In Deutschland gibt es das bisher für 30 dieser Stoffe

Der EGB fordert für mindestens 50 der häufigsten krebserregenden Stoffe am Arbeitsplatz verbindliche Grenzwerte. In Deutschland gibt es derzeit für 31 krebserregende Stoffe risiko-, beziehungsweise gesundheitsbasierte Grenzwerte oder andere Regelungen DGB

Doch verbindliche Grenzwerte sind nur ein Aspekt von besserem Arbeits- und Gesundheitsschutz. Selbst Gefahrstoffe, für die Grenzwerte existieren, stellen weiterhin eine mögliche Gefahr für die Gesundheit von Beschäftigten dar. Das zeigen etwa die kürzlich bekannt gewordenen Fälle von erkrankten Polizisten in Berlin, die auf schadstoffbelasteten Schießständen trainieren mussten (Informationen der GdP Berlin) oder die Gefahr durch Asbest, die für viele Beschäftigte am Bau immer noch präsent ist (Informationen der IG BAU).

"Arbeitsschutz ist nicht, wie manche Arbeitgebervertreter meinen, ein Bürokratiemonster, sondern dringend nötig, um die Gesundheit der Beschäftigten besser zu schützen", sagt DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. "Dafür müssen noch viele Regelungslücken geschlossen werden: Bei krebserregenden Stoffen, Werkvertraglern, an denen er oft völlig vorbeirauscht, aber auch bei den psychischen Belastungen – die mit steigendem Leistungsdruck und Arbeitsverdichtung eklatant zunehmen."


 

Peter Scherrer, EGB, Workers Memorial Day 2016

Peter Scherrer, als stellvertretender EGB-Generalsekretär deutsches Mitglied im Führungsteam des Europäischen Gewerkschafsbundes (EGB), wirbt gemeinsam mit vielen weiteren europäischen Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern für mehr und besseren Arbeitsschutz in Europa. Vor allem erinnert der EGB an die mehr als 100.000 Menschen, die jedes Jahr in Europa durch Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sterben. EGB

Luca Visentini, EGB-Generalsekretär, wirbt zum Workers' Memorial Day 2016 für besseren Arbeitsschutz

Luca Visentini, EGB-Generalsekretär, wirbt zum Workers' Memorial Day 2016 für besseren Arbeitsschutz EGB

EGB zum International Workers' Memorial Day

Der Workers' Memorial Day erinnert jedes Jahr am 28. April an Menschen, die bei der Arbeit verunglückt oder verstorben sind oder an einer berufsbedingten Krankheit leiden.

Der Europäische Gewerkschaftsbund fordert anlässlich des Workers' Memorial 2016 verbindliche Regeln für einen besseren Schutz der Beschäftigten - denn jedes Jahr sterben in Europa mehr als 100.000 Menschen bei Arbeitsunfällen oder durch berufsbedingte Krankheiten. Der EGB fordert unter anderem:

  • verbindliche Grenzwerte für mindestens 50 krebserregende Stoffe am Arbeitsplatz
  • verbindliche Regeln zum Schutz vor psycho-sozialen Risiken wie Stress und Arbeitshetze
  • verbindliche Regeln zum Schutz vor Erkrankungen und Verletzungen an Nacken, Rücken und Ellbogen, die zum Beispiel in Büroberufen häufig vorkommen
Was Sie tun können:

LINKS


Nach oben

Weitere Themen

Equal Pay Day - Bun­des­re­gie­rung muss end­lich lie­fern
Equal Pay Day Aufsteller Frauen verdienen 18 Prozent wenige als Männer
DGB-Frauen/Anne Freitag
Durchschnittlich haben Frauen im vergangenen Jahr rund 4,50 Euro je Arbeitsstunde weniger verdient als Männer. Darauf macht der DGB am Equal Pay Day aufmerksam. Die statistische Lohnlücke zwischen Männern und Frauen liegt unverändert bei 18 Prozent. Die Bundesregierung muss endlich liefern, was sie in puncto Gleichstellung im Koalitionsvertrag versprochen hat.
Zur Pressemeldung

#Ta­rif­wen­de: Jetz­t!
Infografik mit Kampagnenclaim "Eintreten für die Tarifwende" auf roten Untergrund mit weißen Pfeil, der leicht nach oben zeigt.
DGB
Immer weniger Menschen arbeiten mit Tarifvertrag. Die Tarifbindung sinkt. Dadurch haben Beschäftigte viele Nachteile: weniger Geld und weniger Sicherheit. Wir sagen dieser Entwicklung den Kampf an – zusammen mit unseren Gewerkschaften – und starten für dich und mit dir die Kampagne #Tarifwende!
weiterlesen …

Stär­ke­re Ta­rif­bin­dung: Deut­li­che Mehr­heit sieht Po­li­tik in der Pflicht
Grafik mit Tarifvertrag-Icon auf roten Untergrund mit petrol-farbenen Pfeilen, die leicht nach oben zeigen.
DGB
Klares Signal für die Tarifwende: 62 Prozent der Beschäftigten wollen, dass sich der Staat stärker für eine höhere Tarifbindung einsetzt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Forsa-Umfrage. DGB-Vorstand Stefan Körzel sieht darin einen eindeutigen Handlungsauftrag an die Bundesregierung für ein wirksames Bundestariftreuegesetz.
Zur Pressemeldung

Die ge­setz­li­che Ren­te gibt Si­cher­heit
Frau hält Tafel mit Schriftzug "Rente"
DGB/Bjoern Wylezich/123rf.com
Die gesetzliche Rente gibt den Beschäftigten Sicherheit. Deswegen begrüßt der DGB die Entscheidung der Bundesregierung, das Rentenniveau bis 2039 festzuschreiben. Die Deckelung der Rentenzuschüsse sowie die Aktienrente sieht der DGB kritisch.
weiterlesen …

ein­blick - DGB-In­fo­ser­vice kos­ten­los abon­nie­ren
einblick DGB-Infoservice hier abonnieren
DGB/einblick
Mehr online, neues Layout und schnellere Infos – mit einem überarbeiteten Konzept bietet der DGB-Infoservice einblick seinen Leserinnen und Lesern umfassende News aus DGB und Gewerkschaften. Hier können Sie den wöchentlichen E-Mail-Newsletter einblick abonnieren.
zur Webseite …
Der So­zi­al­staat schützt Be­schäf­tig­te: Kei­ne Kür­zun­gen, kei­ne Ein­schnit­te
Zwei Miniaturfiguren Bauarbeiter und mehrere Stapel Münzen
DGB/Hyejin Kang/123rf.com
Bei Krankheit, im Alter, bei Arbeitslosigkeit: Die Sozialversicherungen sind ein Sicherheitsnetz für Beschäftigte. Den Sozialstaat abzubauen, um die Bundeswehr zu finanzieren, ist der völlig falsche Weg. Menschen brauchen nicht weniger, sondern mehr Schutz in der Arbeitswelt – gerade jetzt.
weiterlesen …

Ar­beits- und Ge­sund­heits­schutz 2024: drin­gen­der Hand­lungs­be­darf bei Ho­me­of­fi­ce und Ge­fahr­stof­fen
Arbeiter mit Gehörschutz und Laptop
iStock/DSCimage
2 Arbeitsschutz-Themen standen 2023 im Vordergrund bei denen der DGB auch im nächsten Jahr nicht lockerlassen wird. Für die Ausgestaltung des Homeoffice gibt es immer noch keinen verbindlichen Regelungsrahmen. Zudem ist trotz jahrelanger Vorarbeit die neue Gefahrstoffverordnung noch immer nicht verabschiedet worden.
weiterlesen …

Dei­ne Rech­te bei Ex­trem­wet­ter am Ar­beits­platz
Junge Frau sitzt mit Mütze, Schal und Handschuhen vor ihrem Laptop in einem Büro.
123rf.com/antonioguillem
Wie heiß oder kalt darf es eigentlich am Arbeitsplatz sein? Was passiert bei Unfällen im Schneechaos auf dem Arbeitsweg? Sind kurze Hose und Flip-Flops im Büro erlaubt? Die wichtigsten Fragen und Antworten rund ums Thema Wetter, Kälte und Hitze auf der Arbeit.
weiterlesen …

Fe­ri­en­jobs – wor­auf Schü­ler*in­nen ach­ten soll­ten
Eisverkäuferin mit Eistüte in der Hand
DGB/Kzenon/123rf.com
Die Sommerferien beginnen bald und damit für viele Schüler*innen auch die Zeit der Ferienjobs. Aber welche Regeln gelten für die Ferienarbeit? Die DGB-Jugend gibt Tipps und klärt zu Arbeitszeiten, Pausen sowie Mindestlohn auf.
Zur Pressemeldung

Ar­beits­zeit­ge­setz: Po­le­mik im Fak­ten­check
Frau liegt mit Kopf (schlafend) auf Schreibtisch; daneben eine übergroßer Wecker
Colourbox.de
Seit Monaten rütteln die Arbeitgeber am Arbeitszeitgesetz. Der Acht-Stunden-Tag sei nicht mehr zeitgemäß, zu unflexibel und erschwere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Arbeitszeiterfassung bedeutet Sicherheit, auch in der Flexibilität. Deshalb fordert Anja Piel in ihrer Kolumne: Hände weg vom Arbeitszeitgesetz!
weiterlesen …

Jah­res­rück­blick Ar­beits­schutz
Lagerarbeiter*innen mit Maske bei der Arbeit
DGB
Auch das dritte Pandemiejahr war eine Herausforderung für den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Wichtige Erfolge zum Schutze der Arbeitnehmer*innen konnten erzielt werden, jedoch sind einige politische Forderungen aktueller denn je. Immer noch kommen zu wenige Betriebe der gesetzlichen Verpflichtung zu einer Gefährdungsbeurteilung nach.
weiterlesen …