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Was viele nicht wissen: Krebs ist die häufigste berufsbedingte Todesart in Europa. Mehr als 100.000 Menschen sterben jedes Jahr an einer durch den Job verursachten Krebserkrankung. Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) sagt: Schluss damit – und fordert anlässlich des Workers' Memorial Day 2016 verbindliche Grenzwerte für krebserregende Stoffe am Arbeitsplatz.
Grafik: DGB / Datenquelle: ETUI
Asbest als mögliche Krebsgefahr am Arbeitsplatz kennt fast jeder. Aber was ist mit Trichlorethen oder Benzo[a]pyren? Insgesamt 71 krebserregende Stoffe hat das Europäische Gewerkschaftsinstitut ETUI aufgelistet, die 80% der krebserregenden Stoffe ausmachen, denen Menschen am Arbeitsplatz ausgesetzt sein können.
Für mindestens 50 Stoffe fordert der EGB verbindliche Grenzwerte. In der nationalen Gesetzgebung der EU-Mitgliedsstaaten fällt die Bilanz sehr unterschiedlich aus: Während etwa Zypern, Griechenland, Italien und Luxemburg laut ETUI nur für fünf oder sogar weniger dieser Stoffe verbindliche Grenzwerte haben, gibt es in Spanien und Österreich sogar Grenzwerte für mehr als 80 Stoffe.
Die EU habe "in den vergangenen Jahren sehr wenig getan, um den Schutz von Beschäftigten vor arbeitsbedingten Erkrankungen und Verletzungen zu stärken", heißt es beim EGB. Und das, obwohl die Forschung im selben Zeitraum neue Risiken für die Gesundheit identifiziert habe und technologische Entwicklungen neue Möglichkeiten zum Schutz der Gesundheit ermöglichen. Schlimmer noch: Eine Richtlinie zu krebserregenden Stoffen befinde sich, so der EGB, seit nunmehr zwölf Jahren in der "Überprüfung" durch die EU – ohne, dass etwas passiert sei. In diesem Jahr will die EU nun sogar alle Regelungen zum Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und zur Arbeitssicherheit einer Überprüfung unterziehen. Ausgang offen.
Deutschland hat für 31 krebserregende Stoffe risiko-, beziehungsweise gesundheitsbasierte Grenzwerte oder andere Regelungen – und damit für deutlich weniger als für die mindestens 50 vom EGB geforderten.
DGB
Doch verbindliche Grenzwerte sind nur ein Aspekt von besserem Arbeits- und Gesundheitsschutz. Selbst Gefahrstoffe, für die Grenzwerte existieren, stellen weiterhin eine mögliche Gefahr für die Gesundheit von Beschäftigten dar. Das zeigen etwa die kürzlich bekannt gewordenen Fälle von erkrankten Polizisten in Berlin, die auf schadstoffbelasteten Schießständen trainieren mussten (Informationen der GdP Berlin) oder die Gefahr durch Asbest, die für viele Beschäftigte am Bau immer noch präsent ist (Informationen der IG BAU).
"Arbeitsschutz ist nicht, wie manche Arbeitgebervertreter meinen, ein Bürokratiemonster, sondern dringend nötig, um die Gesundheit der Beschäftigten besser zu schützen", sagt DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. "Dafür müssen noch viele Regelungslücken geschlossen werden: Bei krebserregenden Stoffen, Werkvertraglern, an denen er oft völlig vorbeirauscht, aber auch bei den psychischen Belastungen – die mit steigendem Leistungsdruck und Arbeitsverdichtung eklatant zunehmen."
EGB
Der Workers' Memorial Day erinnert jedes Jahr am 28. April an Menschen, die bei der Arbeit verunglückt oder verstorben sind oder an einer berufsbedingten Krankheit leiden.
Der Europäische Gewerkschaftsbund fordert anlässlich des Workers' Memorial 2016 verbindliche Regeln für einen besseren Schutz der Beschäftigten - denn jedes Jahr sterben in Europa mehr als 100.000 Menschen bei Arbeitsunfällen oder durch berufsbedingte Krankheiten. Der EGB fordert unter anderem: