Auszubildende brauchen bezahlbaren Wohnraum!

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Dachzeile klartext Nr. 33/2025

Teure WG-Zimmer, fehlende Daten, halbherzige Politik: Pünktlich zum Start ins Ausbildungs- und Studienjahr zeigt sich erneut, wie groß die Wohnungsnot junger Menschen ist. Das Mendelssohn-Institut meldet: In allen 88 Hochschulstandorten mit mehr als 5.000 Studierenden kletterte der Durchschnittspreis für ein WG-Zimmer auf 505 Euro im Monat. Ein Preis, den viele weder mit BAföG noch mit Ausbildungsvergütung schultern können.

Wie dramatisch die Lage ist, bestätigt auch die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen. Studierende wie Auszubildende müssen laut Destatis zwar einen großen Teil ihres Einkommens für Wohnen aufwenden – doch der Bund hat nach eigener Aussage bis heute weder eine Bedarfsanalyse noch verlässliche Statistiken über Wohnheimplätze für Menschen in einer Berufsausbildung (Azubis). Diese Politik im Blindflug zeigt – bezahlbares Wohnen für junge Menschen wurde viel zu lange politisch vernachlässigt.

Immerhin bewegt sich etwas – auch auf Druck der Gewerkschaften: Seit dem Start des Förderprogramms "Junges Wohnen" im Jahr 2023 hat die Zahl der damit geförderten Wohnheimplätze Fahrt aufgenommen. So ist die Zahl der geförderten Wohneinheiten im Jahr 2024 gegenüber 2023 um 112 Prozent auf rund 8.900 bundesweit angestiegen. Diese Dynamik ist positiv. Gleichzeitig steht das Programm vor erheblichen Herausforderungen: In mehreren Bundesländern fehlen derzeit noch konkrete Förderrichtlinien oder eine abschließende Zuständigkeitsklärung innerhalb der Landesressorts über die Zuständigkeit für das Azubi-Wohnen.

Damit das Förderprogramm weiter Wirkung zeigt, muss die Bundesregierung liefern: Die im Koalitionsvertrag versprochene Aufstockung der Programmmittel auf 1 Milliarde Euro jährlich darf auf keinen Fall bis ins Jahr 2027 aufgeschoben werden, wie es die Bundesregierung laut der Kleinen Anfrage vorsieht. Ebenso braucht die neue Anlaufstelle für Azubi-Wohnen, die im Bundeshaushalt 2025 erstmals vorgesehen ist, echte Finanzkraft. Nur dann kann sie den Ausbau von Wohnraum für Auszubildende breitenwirksam stärken.

Denn die große Hürde bleibt: Während für Studierende an den Hochschulen seit Jahrzehnten die Studierendenwerke sorgen, fehlt eine vergleichbare Infrastruktur für Azubi-Wohnen komplett. Deshalb profitieren bislang vor allem studentische Wohnheime von den neuen Fördergeldern. Abgesehen von einzelnen Leuchtturmprojekten bleiben Auszubildende hingegen bislang oft auf der Strecke.

Es ist höchste Zeit, das zu ändern. Wer jungen Menschen in Ausbildung wirklich eine Perspektive geben will, muss jetzt handeln: mit mehr Mitteln, klaren Zuständigkeiten in den Ländern und einer schlagkräftigen Struktur für Azubi-Wohnen. Alles andere verlängert nur den Wohnungsnotstand – und verspielt Chancen für die Zukunft.

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