Die Hochzeit des US-Milliardärs Jeff Bezos in Venedig offenbarte vergangene Woche einmal mehr die Absurdität extremer Vermögensungleichheit. Bezos, der den Amazon-Beschäftigten in Deutschland nach wie vor gute Arbeitsbedingungen und Löhne nach Tarifvertrag verweigert, ließ sich seine Hochzeit schätzungsweise 50 Millionen Dollar kosten. Hunderte Gäste reisten mit Privatjets an und stießen tausende Tonnen CO2 in die Atmosphäre, während Venedig aufgrund des steigenden Meeresspiegels unterzugehen droht, wie auch das Magazin Surplus schrieb.
Die Klima-Ungerechtigkeit ist auch in Deutschland groß: Laut einer Studie vom Stockholm Environmental Institute verbrauchen die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung hierzulande durchschnittlich 22 Tonnen CO2 pro Jahr, die Obersten 0,1 Prozent sogar 237 Tonnen. Im krassen Gegensatz dazu stehen die unteren 50 Prozent mit lediglich 5,4 Tonnen pro Jahr. Dabei gilt: Die Umweltschäden trägt die Allgemeinheit, die Verursacher zahlen kaum.
Auf einer Verteilungskonferenz am 24. Juni 2025 haben wir mit knapp 200 Teilnehmenden diskutiert, welche Auswirkungen ungleiche Verteilung auf die Umwelt, aber insbesondere auch auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die Wirtschaft und die (Geschlechter-)Gerechtigkeit hat, und welche Instrumente Abhilfe schaffen könnten.
Dabei wurde deutlich, dass neben guten, tarifvertraglich geregelten Löhnen ein starker Sozialstaat und eine ausgebaute öffentliche Daseinsvorsorge elementar sind, um Ungleichheit und Ungerechtigkeit zu verringern. Krankenhäuser, Schwimmbäder und Bibliotheken sowie ein flächendeckender, bezahlbarer öffentlicher Nahverkehr, ermöglichen schließlich allen eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Zudem muss die öffentliche Hand die Voraussetzungen für klimafreundliche Produktions- und Lebensweisen etwa durch den Ausbau des Schienenverkehrs, von Fernwärme- und Stromnetzen und der Ladesäuleninfrastruktur schaffen. Nur auf einen hohen CO2-Preis zu setzen, ist ohne Alternativen ein Griff in die Tasche der Menschen.
Direkt helfen würde auch ein gerechtes Steuersystem samt einer Erbschaftsteuer, die auch reiche Unternehmenserben zahlen müssen und samt Wiedererhebung der Vermögensteuer. Wir fordern beispielsweise eine Vermögensteuer, die normale Vermögen schont, aber dort stärker wirkt, wo mehr vorhanden ist – durch einen Freibetrag von einer Million Euro (bei Ehepaaren zwei Millionen) und einen mit dem Vermögen steigenden Steuersatz.
Die Vermögenssteuer ist jedoch nicht nur wichtig, um Ungleichheit zu bekämpfen, sie schafft auch dringend benötigte Einnahmen. Wie der Ökonom Tom Krebs in einem Artikel für die aktuelle Ausgabe des DGB-Einblick betont, kann sie auch ein wirkungsvolles Mittel sein, um Bildung zu stärken und Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Das deutsche Bildungssystem steht vor enormen Herausforderungen: Neben dem Mangel an Fachkräften fehlt es auch an digitaler Ausstattung.
Die Vermögenssteuer würde dauerhaft die Einnahmebasis der Länder stärken. Leider hat die Bundesregierung zuletzt die Einnahmebasis des Staates eher geschwächt, indem sie die Körperschaftsteuer gesenkt und damit vor allem Vermögende entlastet hat, die Anteile an Unternehmen besitzen.