Die Zahl der jungen Hartz-IV-Empfänger ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich zurückgegangen, besagt eine Auswertung der Bundesagentur für Arbeit. Doch das ist keineswegs ein Zeichen für abnehmende Armut von Kindern.
Von Annelie Buntenbach
Dass die Zahl der Hartz IV-Bezieher zurückgeht, ist erfreulich, bedeutet aber längst nicht, dass tatsächlich weniger Kinder in Armut leben müssen. Zwar hat sich die Zahl der arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger verringert, doch gleichzeitig ist die Zahl der erwerbstätigen Hartz-IV-Empfänger auf 1,4 Millionen gestiegen. Dies sind fast 45 % ‚working poor’ mehr als fünf Jahre zuvor.
Neben der ‚amtlichen Hartz IV-Armut’ zeigt sich die tatsächliche Dimension der Kinderarmut am wachsenden Niedriglohnsektor, der nicht zuletzt durch Hartz IV weiter wuchert. Die neuen Arbeitsverhältnisse liegen überwiegend im Niedriglohnsektor. Fast jeder Zweite muss nach Hartz IV immer noch mit einem Stundenlohn von weniger als 7,50 Euro auskommen. In Ostdeutschland sind es sogar 59 % derjenigen, die eine Erwerbstätigkeit aufnehmen. Fast jeder Sechste verdient sogar weniger als fünf Euro.
Wer Arbeit sucht, findet meist auch keine stabile Beschäftigung. Im Laufe eines Jahres gehen etwa 2,2 Millionen in Hartz IV, genau so viele verlassen das System wieder. Aber fast 50 % waren in den letzten zwölf Monaten schon einmal im Leistungsbezug, fast 30 % sogar in den letzten drei Monaten.
Es kommt darauf an, den Teufelskreis von Hartz IV und Niedriglohnsektor endlich zu durchbrechen. Das geht nur durch einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro. Damit kann auch die Subventionierung von Hungerlöhnen beendet werden, so dass 4 Milliarden Euro für Zukunftsinvestitionen frei gemacht werden können.