Die Allianz für Weltoffenheit sei "wohl eine der größten zivilgesellschaftlichen Allianzen, die wir bislang in Deutschland gesehen haben", erklärte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann bei der Vorstellung des Bündnisses am 11. Februar in Berlin. Vertreter aller Allianzpartner machten sich dabei gemeinsam für Solidarität, Demokratie und Rechtsstaat sowie gegen Intoleranz, Menschenfeindlichkeit und Gewalt stark.
DGB/Simone M. Neumann
Mit dem gemeinsamen Aufruf "Die Würde des Menschen ist unantastbar" wolle die Allianz ein "dringendes" und "sehr deutliches politisches Signal setzen", sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann am 11. Februar in Berlin bei der Vorstellung der Allianz. "Ja, Deutschland steht vor großen Herausforderungen", sagte Hoffmann mit Blick auf die Flüchtlingssituation. Aber die Allianzpartner seien überzeugt, dass die Zivilgesellschaft in Deutschland diese Herausforderung meistern könne. "Das wird natürlich nicht ohne Anstrengungen gehen, nicht ohne Bedingungen und nicht ohne Regeln. Und es geht auch nicht ohne Investitionen in Bildung, in Infrastruktur und Personal", so Hoffmann.
Aber die Allianz habe eine klare politische Haltung gegen diejenigen, die den aktuellen Herausforderungen mit Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Hass entgegentreten, so der DGB-Vorsitzende. "Mit unserem Aufruf wenden wir uns gegen Rechtspopulisten und Rechtsextreme, egal unter welchem Deckmantel sie sich aufstellen."
Bilder von der Pressekonferenz zur Vorstellung der Allianz am 11. Februar in Berlin
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"Die Polarisierung unserer Gesellschaft bereitet uns als Deutschen Muslimen sehr große Sorge", sagte Zerekiya Altuğ vom Koordinationsrat der Muslime anlässlich der Allianz-Vorstellung. "Diese Zwietracht verdeckt zum einen die immense Hilfsbereitschaft und den sehr starken Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Auf der anderen Seite verhindert sie, dass wir die Chancen wahrnehmen, die auch die Zuwanderung für unsere Zukunft bietet."
"Deutschland ist ein weltoffenes Land, dessen Verantwortungshorizont nicht an den eigenen Grenzen endet", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm. "Ich bin dem Deutschen Gewerkschaftsbund sehr dankbar, dass er die Initiative zu dieser Allianz ergriffen hat", so der EKD-Ratsvorsitzende weiter. "Ich glaube, wir brauchen ein solches Bündnis genau jetzt." Er erhoffe sich von der Allianz "eine Stärkung unseres sozialen Grundkonsenses in Deutschland" - ein Konsens, "der sich nicht aus Angst, nicht aus Verunsicherung speist, sondern aus dem Geist der Zuversicht".
Der Vize-Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Mark Dainow, sagte: "Wir unterstützen die Ziele der Allianz für Weltoffenheit aus tiefster Überzeugung, denn die jüdische Gemeinschaft setzt sich stets für Werte wie Toleranz, Respekt und den Schutz von Minderheiten ein. Ebenso ist die Bekämpfung von Antisemitismus und Rassismus ein wesentlicher Bestandteil des Wertesystems unserer Gesellschaft. Dieses Wertesystem sollte jeder, der dauerhaft hier lebt, nicht nur akzeptieren, sondern auch fördern."
"Diese Allianz setzt ein Zeichen für eine Haltung, für Werte und für ein notwendiges gesamtgsellschaftliches Zusammenstehen", sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Reinhard Göhner. Er betonte außerdem: Die besten Möglichkeiten für Integration gebe es am Arbeitsplatz. Dafür seien aber "noch viele, viele Anstrengungen erforderlich".
Angesicht der hohen Zahlen geflüchteter Menschen gebe es in Deutschland auch viel "Solidarität und Hilfsbereitschaft", erklärte Heiner Koch, Erzbischof und Mitglied der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz. Das stehe leider "nicht immer im Mittelpunkt der Schlagzeilen". Deutschland erlebe aber auch Überforderung, Verunsicherung und Ratlosigkeit. Sorgen gelte es ernst zu nehmen. Doch der "rauhe Ton" der Debatte werde den berechtigten Anliegen der Schutzsuchenden "in keiner Weise gerecht". Besonders bedrückend sei die Zunahme fremdenfeindlicher Ausschreitungen und Gewalttaten.
Der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Rolf Rosenbrock, sagte: "Aufnahme und Integration der Geflüchteten: Dieser Herausforderung stellt sich die Freie Wohlfahrtspflege, vom ersten Tag an bis heute, mit Engagement und Empathie. Zusammen mit hunderttausenden ehrenamtlich Tätigen, darunter sehr viele Migrantinnen und Migranten. Darin zeigt sich die Kraft des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Mit dieser Kraft und klugen Konzepten kann Inklusion gelingen - zum Wohle aller."
Karin Fehres, Vorstand Sportentwicklung beim Deutschen Olympischen Sportbund sagte: "Sport ist international, spricht alle Sprachen und ist grenzenlos. So leistet er einen Beitrag zur Völkerverständigung, denn alle spielen nach den gleichen Regeln. Der DOSB bekennt sich zu einem offenen und gastfreundlichen Deutschland und zu seiner integrationspolitischen Verantwortung."
Als Vertreter des Deutschen Naturschutzrings sagte sein Präsident Kai Niebert: "Die im Grundgesetz verankerten Werte und Pflichten gelten für alle: für Schutzsuchende, aber auch für die so genannten besorgten Bürger. Hass und Obergrenzen haben dort keinen Platz. Unsere Allianz von mehr als 50 Millionen Menschen begreift sich als Aufstand der Anständigen für ein nachhaltiges, offenes und tolerantes Deutschland in Europa."
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: "Kulturelle Vielfalt heißt nicht Beliebigkeit, sondern Respekt vor anderen Kulturen und Neugier darauf und zugleich selbstbewusstes Eintreten für eigene kulturelle Traditionen und Werte."