Klimawandel begrenzen – zentrale Aufgabe unserer Zeit
Der menschengemachte Klimawandel schreitet mit enormer Geschwindigkeit voran und bedroht zunehmend unsere Lebensgrundlage.
Die Notwendigkeit einer erfolgreichen Klimawende stehen für uns als DGB und unsere Mitgliedsgewerkschaften außer Frage. Wir bekennen uns zu den Pariser Klimaschutzzielen und setzen uns entschieden dafür ein, die ambitionierten klimapolitischen Zielvorgaben für Deutschland und die Europäische Union zu erreichen.
Sozial-ökologische Transformation braucht aktive Gestaltung
Wir setzen uns für eine aktive Gestaltung der sozial-ökologischen Transformation ein, die dauerhaft Beschäftigung sichert, Wertschöpfung zukunftsfest macht, Gute Arbeit vorantreibt, inklusiven Wohlstand schafft und die Lebensqualität aller verbessert.
Als Gewerkschaften gestalten wir den Umbau entscheidend mit, indem wir über die Tarifpolitik und eine starke Mitbestimmung die nachhaltige Entwicklung von Unternehmen und Dienststellen einfordern und in Verhandlungen mit den Sozialpartnern durchsetzen.
Im Dialog mit der Politik setzen wir auf einen handlungsfähigen Staat, der die Transformation aktiv gestaltet, strategisch, gerecht und ausreichend finanziert, für sozialen Ausgleich sorgt, die Gleichstellung der Geschlechter vorantreibt und die Umsetzungsdefizite zügig zu beseitigen weiß.
Neben der ökologischen Notwendigkeit ist der nachhaltige Umbau Gebot der Stunde. Die großen Wirtschaftsräume in China und den USA haben die ökologische Modernisierung zum Markenkern ihrer Wirtschaftspolitik gemacht und setzen auf eine grüne Wachstumsstrategie. Um zukünftige Wertschöpfung zu erhalten, und weiterhin attraktiver Wirtschaftsstandort mit guten Arbeitsplätzen zu sein, braucht es eine aktive Transformationspolitik.
Klimawandel vereint und solidarisch bekämpfen
Der Klimawandel macht vor Landesgrenzen keinen Halt und bedroht besonders die Schwächsten in der Gesellschaft – vor allem im globalen Süden. Gleichzeitig muss die Begrenzung des Klimawandels global und möglichst koordiniert erfolgen. Daher setzen wir uns gemeinsam mit dem Europäischen Gewerkschaftsbund und dem Internationalen Gewerkschaftsbund auf europäischer und internationaler Ebene für eine “Just Transition” – einen gerechten Strukturwandel im Sinne der Beschäftigten – ein und begleiten internationale Foren, wie die weltweiten Klimakonferenzen der Vereinten Nationen.
Dem Klimawandel gewappnet begegnen
Die spürbare Zunahme an Extremwetterereignissen, wie Flut, Dürre und Überschwemmungen, machen deutlich: Der Klimawandel findet statt. Auch am Arbeitsplatz, auf dem Weg zur Arbeit und insbesondere bei Arbeiten im Freien stellen Extremwetterlagen eine zunehmende Gefährdung für die Beschäftigten dar.
Daher setzen wir uns als DGB neben Treibhausgasvermeidungsstrategien auch für vorausschauende Klimaanpassungsmaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung, der Beschäftigten am Arbeitsplatz und zum Erhalt von Wertschöpfungsketten ein.
Neben den notwendigen Investitionen in resiliente Infrastrukturen braucht es eine entsprechende finanzielle und personelle Ausstattung in den zuständigen Organisationseinheiten wie den Kommunalverwaltungen, bei der Feuerwehr, dem Katastrophenschutz oder im Gesundheitswesen. Zudem gilt es im Arbeitsschutz und bei der Prävention entsprechende Schutzmaßnahmen weiterzuentwickeln und aktiv zu begleiten.
Ganzheitliche Betrachtung wesentlich für eine nachhaltige Entwicklung
Für uns und unsere Mitgliedsgewerkschaften hat die nachhaltige Entwicklung in Deutschland, aber auch in Europa und weltweit einen hohen Stellenwert. Wir unterstützen den ganzheitlichen Ansatz, den die Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen mit den Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, kurz: SDG) verfolgt: ökologische Tragfähigkeit mitinklusivem Wachstum und sozialem, geschlechtergerechtem Fortschritt zusammenzubringen.
Nicht nur die Transformation, getrieben durch die Digitalisierung, die Globalisierung und den Klimawandel, stellt Gesellschaften und die Wirtschaft weltweit vor enorme Herausforderungen. Auch die aktuellen multiplen Krisen und die damit verbundenen Auswirkungen sowohl für den Einzelnen als auch für Kommunen, Unternehmen und Regionen verdeutlichen die Notwendigkeit eines handlungsfähigen Staates und gemeinsamen multilateralen Agierens. Aus Sicht der Gewerkschaften sind daher gesellschaftliche Teilhabe, sozialer Zusammenhalt, Geschlechtergerechtigkeit und internationale Solidarität wichtiger denn je.
Als Gewerkschaften setzen wir uns weltweit dafür ein, gerecht verteilten Wohlstand mit Guter Arbeit unter Einhaltung der planetaren Grenzen unter Wahrung von Menschen- und Arbeitnehmer*innenrechte zusammenzubringen. Die Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen und die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie ist ein Ort, dies integriert zu betrachten.
Gute Arbeit als Treiber für nachhaltige Entwicklung
Das wirksamste Mittel sowohl zur Bekämpfung von Armut (SDG 1) als auch zur Reduktion von Ungleichheit (SDG 5, SDG 10) sind Betriebs- und Personalräte, Gewerkschaften und eine wirkungsvolle Tarifbindung, die von den Sozialpartnern unterstützt wird. Diese Bedingungen führen zu Guter Arbeit, guten Arbeitsbedingungen, fairen Löhnen, geschlechtergerechter Bezahlung und der Einhaltung von Arbeitnehmer*innenrechten. Das sind die Grundlagen für eine prosperierende Wirtschaft, die global den Lebensstandard heben und Armut reduzieren kann. Damit legt der Grundsatz von Guter Arbeit (SDG 8) den Ausgangspunkt zur Erreichung vieler anderer Nachhaltigkeitsziele.
Mitbestimmung und Tarifbindung sind dabei kein Selbstzweck
Mitbestimmung und Tarifbindung sind dabei kein Selbstzweck, sondern wesentlich, um die demokratische und ökonomische Teilhabe der Beschäftigten zu ermöglichen und die nachhaltige Entwicklung im Unternehmen voranzutreiben. Studien zeigen, dass Unternehmen, in denen Beschäftigte aktiv über Mitbestimmungsstrukturen beteiligt sind, nachhaltiger wirtschaften, mehr Treibhausgasemissionen vermeiden und häufig auch ein besseres Innovationsklima herrscht.
Nachhaltigkeit international stärken
International setzen wir uns im Rahmen der Agenda 2030 gemeinsam mit dem internationalen Gewerkschaftsbund mit der Kampagne „Time for 8“ für eine nachhaltige Entwicklung und die Rechte von Beschäftigten weltweit ein. Nur starke Gewerkschaften sind in der Lage, im sozialen Dialog mit Regierungen und Arbeitgebern auf Augenhöhe zu verhandeln und Sozial- und Umweltstandards umzusetzen. Es gilt daher, demokratische Gewerkschaften auf der ganzen Welt aufzubauen und zu unterstützen.
Energie – zentrales Gut der Daseinsvorsorge
Die Verfügbarkeit von Energie ist eine unverzichtbare Grundlage des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. Damit ist Energie ein herausragendes Gut der öffentlichen Daseinsvorsorge und konstituierend für den Wohlstand einer Gesellschaft. Es ist Aufgabe des Staates, zu gewährleisten, dass Energie jederzeit zuverlässig zur Verfügung steht.
In der Energiewende Beschäftigung und Wertschöpfung entwickeln
Die Dekarbonisierung des Energiesystems ist eine entscheidende Säule des Klimaschutzes. Wir unterstützen die Energiewende und sind überzeugt: Wenn sie richtig gestaltet wird, ist sie ein Wachstumsmotor für Gute Arbeit und hochwertige Wertschöpfung. Dafür notwendig sind der beschleunigte Hochlauf erneuerbarer Energien, der Ausbau leistungsfähiger Energienetze, sowie ein Aufwuchs alternativer gesicherter Leistung. Wir stehen für die Verzahnung von Energie- mit Beschäftigungs- und Industriepolitik: Die Transformation des Energiesystems muss zum Gewinn für die Beschäftigten der Energiewirtschaft sowie der beteiligten Transformationsindustrien werden. Gute Arbeit kann Fachkräfteengpässe in diesen Branchen abmildern. Die Energiewende wird Beschäftigung qualitativ verändern und Beschäftigungsverschiebungen zwischen Branchen und Regionen auslösen. Wir setzen uns für aktive Beschäftigungs-, Weiterbildungs- und Strukturpolitik ein, um diese Prozesse proaktiv zu gestalten.
Nachhaltige Finanzierung und bezahlbare Energiepreise
Das Energiemarktdesign muss Investitionen in die Energiewende anreizen und für Energieverbraucher*innen bezahlbare Preise sicherstellen. Dafür ist ein verlässliches Preisniveau zielführender als volatile Preissprünge. Wir fordern für private, gewerbliche, öffentliche und industrielle Verbraucher*innen ein Strompreisniveau, das zu den jeweiligen Bedarfen passt. Energiearmut wie Deindustrialisierung müssen gleichermaßen bekämpft werden. Deshalb gilt es vulnerable Verbrauchergruppe, wie die einkommensarmen Haushalte ebenso wie die Grundstoffindustrie, vor zu hohen Kosten zu schützen. Insbesondere die enormen Transformationskosten der Energiewende stellen eine zunehmende Belastung der Energieverbraucher*innen dar. Hier setzen wir uns für Lösungen ein, die Investitionen und Systemkosten gerecht und nachhaltig zu finanzieren. Um die Energiepreise zu stabilisieren und die Energiewende voranzutreiben, kann ein stärkeres Engagement des Staates im Energiewesen zielführend sein.
Energie europäisch denken
Nicht nur aus klima- und beschäftigungspolitischen Erwägungen ist die Energiewende der richtige Weg. Die Dekarbonisierung des Energiesystems hat das Potential, die Resilienz der Energieversorgung gegenüber geopolitischen Risiken und volatilen Weltmärkten zu erhöhen. Um die Energiebedarfe Deutschlands klimaneutral zu decken, setzen wir uns für eine noch stärkere europäische Vernetzung der Energieversorgung und Energieimporte aus verlässlichen demokratischen Ländern ein.