Deutscher Gewerkschaftsbund

29.11.2019
klartext 41/2019

Auch die OECD erkennt: Tarifbindung muss gestärkt werden

Tarifbindung und betriebliche Mitbestimmung helfen der Wirtschaft und verbessern die Arbeitsbedingungen vieler Beschäftigter, zeigt eine aktuelle OECD-Studie. Damit ist klar: mehr Tarifbindung ist gut für die Beschäftigten und ermöglicht ihnen soziale Sicherheit und Teilhabe. Der DGB-klartext:

Absperrband: Tarif-Baustelle in Karlsruhe

DGB/Tim M. Carmele

Wirtschaftlich erfolgreich dank Tarifverträgen und Mitbestimmung

Von Tarifverträgen und Mitbestimmung am Arbeitsplatz profitieren nicht nur die Beschäftigten. Beides trägt auch dazu bei, aktuelle und zukünftige Herausforderungen für den Arbeitsmarkt und die gesamte Wirtschaft erfolgreich zu meistern. Zu diesem Ergebnis gelangte nun auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrer jüngsten Studie zur Rolle von Tarifverhandlungssystemen in den OECD-Staaten. Dass mittlerweile auch große internationale und nicht gerade gewerkschaftsnahe Organisationen wie die OECD die Wichtigkeit von Tarifpartnerschaft und Mitbestimmung hervorheben, zeigt dass endlich mehr zur Stärkung der Tarifbindung getan werden muss.

Positiver Einfluss auf Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen

Das zentrale Ergebnis der Studie ist aus gewerkschaftlicher Sicht wenig überraschend: Tarifbindung und betriebliche Mitbestimmung sind keine Überbleibsel aus vergangenen Zeiten, sondern haben nach wie vor einen positiven Einfluss auf die Entwicklungen des Arbeitsmarktes und die Arbeitsbedingungen von zahlreichen Beschäftigten. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die bestehenden nationalen Systeme deshalb gestärkt werden müssen.

Mitsprachemöglichkeiten weiterentwickeln

Tarifverhandlungssysteme und Mitsprache unterscheiden sich im OECD-Vergleich vor allem im Grad der Koordination und in den verschiedenen Formen von Mitsprachemöglichkeiten. Als zentrale Stellschrauben bieten sie gleichwohl viele Möglichkeiten, die wandelnde Arbeitswelt zu gestalten. Auf Grund von neuen Geschäftsmodellen und Beschäftigungsformen sollten diese Mechanismen nach Ansicht der OECD weiterentwickelt werden, um sicherzustellen, dass auch Beschäftigte in atypischen Arbeitsverhältnissen von ihnen profitieren.

OECD 2019; DGB

Starke Tarifbindung für einen fairen Wettbewerb

Weiter stellt der OECD-Bericht fest, dass Länder mit hoch koordinierten Tarifsystemen eine höhere Beschäftigungs- und eine niedrigere Arbeitslosenquote aufweisen. Auch für Arbeitgeber ist eine starke Tarifbindung sinnvoll, denn sie schafft nicht nur zufriedene Arbeitskräfte und ein gutes Betriebsklima, sondern sorgt auch für einen fairen Wettbewerb. Trotz der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung, ist die Tarifbindung in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten rasant gesunken (siehe Abbildung).

Allgemeinverbindlicherklärung (AVE) von Tarifverträgen erleichtern

Insgesamt unterstreicht der OECD-Bericht, was der DGB bereits seit langem betont – nämlich dass gute Arbeit über eine starke Tarifpartnerschaft und Mitbestimmung gestaltet werden muss. Auch die Politik sollte hier entsprechend handeln. Zur Stärkung der Tarifbindung fordert der DGB unter anderem eine weitere Erleichterung der Allgemeinverbindlicherklärung (AVE) von Tarifverträgen und dass öffentliche Aufträge sowie Förder- und Investitionsmittel nur noch an Unternehmen gehen, die Tarifverträge anwenden. Darüber hinaus sollte die Möglichkeit, Mitgliedschaften in Arbeitgeberverbänden ohne Tarifbindung einzugehen, eingeschränkt werden.

Tarirfbindung stärken

Klar ist in jedem Fall: Die Tarifbindung in Deutschland und im ganzen OECD-Raum muss gestärkt werden, um Einkommens- und Arbeitsbedingungen von Beschäftigten zu verbessen und damit soziale Sicherheit und Teilhabe zu ermöglichen.


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