Deutscher Gewerkschaftsbund

24.11.2022
klartext Nr. 38/2022

Starke öffentliche Angebote für mehr Verteilungsgerechtigkeit

Gut ausgestattete Schulen und Kitas, Kultureinrichtungen sowie gut erreichbare Gesundheits- und Beratungsangebote stärken die Lebenszufriedenheit der Bürger*innen. Aber nicht alle Menschen profitieren gleichermaßen davon. Vor allem ärmere Haushalte müssen weitere Wege in Kauf nehmen, um die öffentlichen Angebote zu nutzen. Es braucht einen Ausbau der verteilungsrelevanten Infrastrukturen.

Bibliothek, Bus, Spielplatz, Schwimmbad: Nur die richtige Infrastruktur macht einen Wohnort lebenswert

DGB/Berliner Botschaft

Die Qualität der Daseinsvorsorge beeinflusst die Lebenszufriedenheit der Bürger*innen

Sichtbarkeit und Qualität der öffentlichen Daseinsvorsorge beeinflussen das Vertrauen der Menschen in die staatliche Handlungsfähigkeit. Gut ausgestattete Schulen und Kitas, moderne und bezahlbare Schwimmbäder, Kultureinrichtungen sowie gut erreichbare Gesundheits- und Beratungsangebote stärken die Lebenszufriedenheit und das Sicherheitsgefühl der Bürger*innen.

Arme Haushalte haben einen weiteren Weg zu Schwimmbädern und Kitas

Von der Verfügbarkeit öffentlicher Leistungen profitieren verschiedene Einkommensgruppen allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. So zeigen Untersuchungen für den sechsten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, dass es für Haushalte mit geringen Einkommen häufig schwieriger ist, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. So müssen z.B. arme und einkommensschwache Haushalte im Vergleich zum Durchschnitt einen längeren Weg zu zentralen Einrichtungen der Daseinsvorsorge auf sich nehmen (siehe Grafik). Zwar scheinen Unterschiede von wenigen Minuten auf den ersten Blick unproblematisch. Betrachtet über das gesamte Jahr summieren sich diese Minuten jedoch auf ein gutes Stück Lebenszeit!

Gute Anbindungen sind für ein attraktives Lebensumfeld entscheidend

Eine gute Anbindung an den Nahverkehr, Gesundheits- und Freizeiteinrichtungen, Schulen und Kitas in kurzer Distanz zum Wohnort sind entscheidend für ein attraktives Lebensumfeld und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dabei sind Menschen mit geringem Einkommen stärker auf öffentliche Einrichtungen angewiesen als Reiche. Nur wer einen Swimmingpool im Garten hat, kann auf das Freibad verzichten.

Balkendiagramm: Entfernungen zu Angeboten der Daseinsvororge in mInuten. Im Verglecih zwischen Armut bis Mitte und Durchschnittsverdienern

DGB/Quelle: BMAS

Weiterhin großer Investitionsrückstand

Der Ausbau guter öffentlicher Angebote ist also ein wichtiger Beitrag zu mehr Verteilungsgerechtigkeit. Auch deshalb muss die öffentliche Hand mehr in diese Bereiche investieren. Die Realität zeigt jedoch ein anderes Bild: Vor allem im frühkindlichen Bildungsbereich häufen sich die Meldungen, dass Kitaplätze und vor allem Personal fehlen. Der Investitionsrückstand auf kommunaler Ebene im Bereich Kita und Schule ist mit knapp 56 Milliarden Euro weiterhin gravierend (KfW Kommunalpanel 2022)!

Zwar sind die geplanten Investitionen z.B. in den Kita-Ausbau bis 2020 deutlich gestiegen und auch zusätzliches Personal wurde eingestellt. Doch für die weiter wachsenden Bedarfe reicht das bei Weitem noch nicht. Es ist wichtig, die Bereitstellung öffentlicher Infrastruktur an solchen tatsächlichen Bedarfen auszurichten. Dafür braucht es klare Kriterien, Daten und vorausschauende (politische) Planung.

Finanzielle Ausstattung der Kommunen ist entscheidend

Um den Ausbau der (verteilungsrelevanten) Infrastrukturen voranzutreiben, braucht es handlungsfähige Kommunen mit einem nachhaltigen finanziellen Fundament. Bund und Länder sind in der Pflicht, die Finanzflüsse bedarfsgerecht neu zu ordnen. Dazu gehört auch, sehr hohe Einkommen und Vermögen stärker zur Finanzierung öffentlicher Leistungen in die Pflicht zu nehmen!

Dem Personalmangel im öffentlichen Dienst sowie im Bereich der sozialen und Gesundheitsdienstleistungen kann nur mit besseren Arbeitsbedingungen und guter Bezahlung entgegengetreten werden.


Nach oben

Der DGB-Steuerrechner

DGB
Wieviel Netto bleibt vom Brutto? Wie hoch sind die Steuern und Abgaben? Was kann eine gerechte Lohnsteuerreform bewirken? Der DGB-Steuerrechner zeigt auf einen Blick, wieviel mehr Netto vom Brutto mit den DGB-Steuervorschlägen für Ihren Haushalt am Jahresende übrig bleiben würde.
zur Webseite …

Lohn- und Gehaltscheck

Lohn­spie­gel.­de – Ver­glei­che dein Ge­hal­t!
Geldscheine in einer Hand
DGB/Vladyslav Starozhylov/123RF.com
Nutzen Sie den Lohn- und Gehaltscheck von Lohnspiegel.de und vergleichen Sie Ihr Gehalt. Über 500 Berufe werden abgedeckt und zahlreiche persönliche Merkmale berücksichtigt. Lohnspiegel.de wird vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung wissenschaftlich betreut.
zur Webseite …

Stellungnahmen

Reichstag Berlin
DGB/andreahast/123rf.com
Hier finden Sie die Stellungnahmen und Positionen der Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).
weiterlesen …

Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Globus und Geldmünzen

DGB/hqrloveq/123rf.com

Gewerkschaftliche Wirtschaftspolitik stellt sich der Frage, wie der gesellschaftliche Reichtum gesteigert und zum Wohl der arbeitenden Bevölkerung verteilt werden kann. Uns geht es darum, den Zuwachs an wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit für höhere Löhne, weniger Arbeitszeit und mehr Sozialstaat zu nutzen. Dies erfordert ein produktives Zusammenwirken von Staat und Markt. Märkte können schöpferisch sein und den gesellschaftlichen Wohlstand mehren. Märkte sind jedoch sozial und ökologisch blind. Die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise hat das destruktive Potenzial unregulierter Märkte eindrucksvoll offengelegt. Deswegen bedarf es staatlicher Regulierung, Verteilungs-, Wirtschafts-, Sozial-, sowie Industrie- und Dienstleistungspolitik, um die Marktkräfte zu zivilisieren. Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik entwickelt und popularisiert wirtschaftspolitische Strategien und Instrumente, die diesen Zielen dienen.

Kontakt

Deutscher Gewerkschaftsbund
Bundesvorstand
Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik
Keithstraße 1
10787 Berlin

E-Mail: info.wirtschaftspolitik.bvv@dgb.de

Assistent*innen

Carina Ortmann
Telefon +49 30 24060-727


Manuela Schmidt
Telefon +49 30 24060-107

Ansprechpartner*innen

Florian Moritz
Abteilungsleiter Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik


Dr. Dominika Biegoń
Europäische und internationale Wirtschaftspolitik


Nora Rohde
OECD/TUAC
Öffentliche Daseinsvorsorge
Handelspolitik

Raoul Didier
Steuerpolitik


Dr. Robby Riedel
Tarifpolitische Koordinierung und Mindestlohn

 

Dr. Inga Jensen
Wohnungs- und Verbraucher*innenpolitik

 
Friederike Posselt
Tarifkoordination
 
Tarifkoordination
 
Henriette Neumann
Allgemeine Wirtschaftspolitik Marktregulierung und Verteilungspolitik