Deutscher Gewerkschaftsbund

24.07.2019
Arbeitsschutz

„Arbeitsstress löst sich nicht von alleine in Luft auf“

Gewerkschaften fordern umfassende Anti-Stress-Politik

Fast zwei Drittel der arbeitenden Bevölkerung fühlen sich im Job gestresst. Eine der Hauptursachen ist Zeitdruck. Dauerstress macht krank – deshalb fordert Annelie Buntenbach, Mitglied im DGB-Vorstand, dass der Gesetzgeber beim Arbeitsschutz endlich aktiv wird.

Erschöpfte blonde Frau legt Kopf auf den Schreibtisch

DGB/dolgachov/123rf.com

3 Fragen an Annelie Buntenbach, Mitglied im DGB-Bundesvorstand

63 Prozent der Bürger beschreiben ihren Stresslevel am Arbeitsplatz als hoch oder eher hoch – das hat die repräsentative Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der Versicherung Swiss Life ermittelt. Welche Risiken birgt Stress am Arbeitsplatz?

Annelie Buntenbach: Stress in Form von ständigem Zeitdruck, Arbeitsverdichtung und Flexibilität ist der größte Risikofaktor für die Entstehung von Krankheiten, vor allem psychische Erkrankungen. Die Krankenkassen vermelden seit Jahren eine steigende Zahl von Krankmeldungen und Frühverrentungen wegen psychischer Belastungen. Und auch unsere eigenen Erhebungen durch den Index Gute Arbeit belegen immer wieder den massiven Handlungsbedarf: Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten fühlt sich bei der Arbeit oft gehetzt. Die Gewerkschaften beobachten das mit großer Sorge.

Dabei hat sogar die Weltgesundheitsorganisation angekündigt, Burnout als Krankheit anzuerkennen…

Annelie Buntenbach: Das begrüßen wir. Bislang gab es bei der Diagnose von psychischen Belastungen aufgrund von Arbeit nur den Umweg über Depression oder Angststörung. Die Ankündigung der WHO wirft jetzt ein Schlaglicht auf diesen offensichtlichen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung und das ist gut so. Aber das allein ist noch keine Antwort: Der Gesetzgeber muss endlich handeln und darf nicht weiter tatenlos zuzusehen, wie Millionen Beschäftigte durch schlechte Arbeitsbedingungen einem Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind. Bislang verweist die Bundesregierung schulterzuckend auf die Arbeitgeber. Aber Arbeitsstress löst sich nicht von alleine in Luft auf.

Wie würde eine wirksame Stressprävention aussehen?

Annelie Buntenbach: Die Gewerkschaften haben eine Anti-Stress-Verordnung vorgeschlagen, um die Schutzlücke bei psychischen Belastungen im Arbeitsschutzgesetz endlich zu schließen. Denn anders als bei Gefahrstoffen, Lärm oder mangelnder Beleuchtung fehlen ausgerechnet bei psychischer Belastung klare Anforderungen an die Arbeitgeber. Im Kern geht es darum, wie oft und systematisch in Betrieben und Unternehmen eine Gefährdungsbeurteilung stattfindet, die auch die psychische Gesundheit in den Blick nimmt. Das ist im Moment die Ausnahme, nicht die Regel. Die Beurteilung dient letztendlich dazu, Gegenstrategien zu den Gefahren in den Betrieben zu entwickeln, die über Fitnessprogramme für die Belegschaft deutlich hinausgehen. Gute Arbeit braucht klare und praktikable Regeln. Und die müssen auch kontrolliert und durchgesetzt werden.


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