Am 18. Juni startet der 9. Petersberger Klimadialog in Berlin. Die internationale Staatengemeinschaft hat sich mit dem Pariser Klimaabkommen das Ziel gesetzt, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu reduzieren. Wie steht der DGB zu diesem Ziel? Drei Fragen an... DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell.
"Changing together for a Just Transition": unter diesem Motto laden Polen und Deutschland zum 9. Petersberger Klimadialog ein. Auf der Tagesordnung stehen für die Ministerinnen und Minister sowie Repräsentanten aus 35 Ländern aktuelle Themen der Klimapolitik sowie die Vorbereitung der 24. Weltklimakonferenz, die im Dezember in Polen stattfinden wird. Unter gewerkschaftlicher Beteiligung werden die Teilnehmenden Fragen einer gerechten Strukturentwicklung in Folge des Pariser Klimaabkommens diskutieren.
DGB/Simone M. Neumann
Die internationale Staatengemeinschaft hat sich mit dem Pariser Klimaabkommen das Ziel gesetzt, die Erderwärmung auf deutlich unter 2°C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu reduzieren. Wie steht der DGB zu diesem Ziel?
Stefan Körzell: Der DGB unterstützt im vollen Maße die Pariser Klimaziele und hat sich schon früh in die internationale aber auch nationale Klimaschutzdebatten eingebracht. Dabei treibt die Beschäftigten ein großes Interesse an, denn auf einem toten Planeten kann es keine Arbeitsplätze geben. Aus diesem Grund hat auch das 21. Parlament der Arbeit mit seinem Leitantrag „Klima, Energie, Mobilität – Den Wandel gerecht gestalten", ein starkes Signal für einen gerechten Strukturwandel und ambitionierten Klimaschutz gesendet. Der Weg in eine kohlenstoffarme Zukunft ist alternativlos, jedoch muss dieser gerecht gestaltet werden und darf niemanden zurücklassen. Hierfür haben wir uns schon im Pariser Klimaabkommen stark gemacht und dort das Prinzip der "Just Transition" verankert.
Wie kann so ein Weg aussehen und was braucht es dafür?
Wir sind davon überzeugt, dass der notwendige Wandel große Chancen für neue und nachhaltige Beschäftigung mit guten Arbeitsplätzen bieten kann. Dafür braucht es jedoch eine aktive Struktur- und Industriepolitik, die neben dem ökologischen Blickwinkel auch die soziale und ökonomische Dimension berücksichtigt. Die Abfederung sozialer Härten, die durch Klimaschutzmaßnahmen entstehen können greift jedoch viel zu kurz. Vielmehr stellt sich die Frage, wie mit einem Mix aus Investitionen, Innovationen und nachhaltigen Infrastrukturen nachhaltige Beschäftigungsfelder und wirtschaftlicher Wohlstand geschaffen werden können. Aus Sicht des DGB ist es deshalb entscheidend, dass die energie- und klimapolitischen Langfristziele auch mit beschäftigungspolitischen Zielen verbunden werden. Deshalb begrüßen wir ausdrücklich, dass sich der 9. Petersberger Klimadialog "Just Transition" als Leitmotiv gesetzt hat. Eindringlich haben wir für eine gerechte Strukturentwicklung geworben und nehmen positiv zur Kenntnis, dass auch die Bundesregierung die Frage des gerechten Strukturwandels stärker als bisher in den Blick nimmt.
Welche Rolle kommt den Beschäftigen zu?
Beschäftigte und Gewerkschaften sind wichtige Akteure im Klimaschutz. Beschäftigte kennen ihren Arbeitsplatz am besten und wissen, wie Prozesse in der Produktion klimafreundlicher und ressourcenschonender gestaltet werden können. Darüber hinaus sind Beschäftigte Treiber von Innovation und Wandel, was die Bedeutung von Mitbestimmung in Unternehmen unterstreicht. Schon lange sind sie durch Digitalisierung und Automatisierung mit Veränderungsprozessen konfrontiert. Aus diesem Grund müssen sie durch eine umfassende Investitions- und Innovationsstrategie für nachhaltige Energieversorgung und Infrastrukturen unterstützt und ihre Expertise genutzt werden. Genau das sagt der Titel des Petersberger Klimadialogs aus, "Changing together for a Just Transition" - nur gemeinsam werden wir die uns bevorstehenden Herausforderungen bewältigen können.